Süddeutsche Zeitung

Walchenseekraftwerk:"Es braucht ein vernünftiges Kiesmanagement"

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Der ehemalige Werksleiter Hans-Peter Schanderl spricht in der Jahreshauptversammlung des Vereins "Rettet die Isar jetzt!" über Restwassermengen und Kiestransport.

Von Arnold Zimprich, Kochel am See

Nur wenige andere dürften sich mit dem Wasserhaushalt der oberen Isar so gut auskennen wie Hans-Peter Schanderl. Als ehemaliger Betriebsleiter des Walchenseekraftwerks gehörte es zu seinem täglichen Geschäft, die Wasserregulierung des Flusses genau im Auge zu behalten, insbesondere am Krüner Wehr und am Rißbachwehr, wo das Wasser gen Walchensee abgeführt wird. Über Restwassermengen und Kiesmanagement referierte er jetzt in der Hauptversammlung des Vereins "Rettet die Isar jetzt!".

"Zwischen 1924, als das Walchenseekraftwerk gebaut, und 1990, als ein Vertrag zur Abgabe von Restwasser ausgehandelt wurde, fiel die Isar fünf bis sechs Kilometer unterhalb des Krüner Wehrs trocken", berichtete Schanderl. Auch auf Druck von "Rettet die Isar jetzt" wird seither eine Menge von rund fünf Kubikmeter Restwasser an den Fluss abgegeben anstatt in Richtung Walchensee - wenn es die Isar denn hergibt. "Letztes Jahr hatten wir Schwankungen zwischen drei und 55 Kubikmeter Wasser", sagte Schanderl.

Der ehemalige Betriebsleiter hob die Bedeutung des Walchenseekraftwerks und des Walchensees als Regulativ hervor. Beim Pfingsthochwasser 1999 habe der See 32 Millionen Kubikmeter Wasser aufgenommen. "Das Kraftwerk ist jetzt 100 Jahre alt, läuft aber nach wie vor in 20 Sekunden auf Volllast. Da waren schlaue Leute am Werk", lobte Schanderl die damalige Ingenieurleistung. Eine Folge der vielen Hürden, die der Fluss jedoch nehmen muss, ist der durch die Wehre blockierte Kiestransport. Eine besondere Herausforderung liege daher in der sogenannten Sedimenttransportmodulierung, so Schanderl. Das bedeute, dass oberhalb der Wehre Kies entnommen und unterhalb wieder in die Isar gekippt werde. "Ich kämpfe schon seit Jahren für einen Kiesfang am Krüner Wehr", sagte Schanderl. "Der könnte in etwa so aussehen wie das Zweikammer-System am Krüner Wehr."

Zahlreiche Simulationen, unter anderem an der Versuchsanstalt Obernach der TU München, hätten gangbare Wege gezeigt. "Es braucht ein vernünftiges Kiesmanagement", forderte Schanderl. "Das muss auch im Verhältnis zum Wasser stehen." Wird die Isar sich selbst überlassen und kein Augenmerk auf Restwasser und Kiestransport gelegt, droht dem ehemaligen Betriebsleiter zufolge nicht nur eine Vertiefung des Flussbetts unterhalb der Wehre, sondern auch das Verenden zahlloser Fische und anderer Lebewesen. Schanderl will weiterhin genau verfolgen, welche Entscheidungen rund um die obere Isar gefällt werden.

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