Süddeutsche Zeitung

Sammelaktion am Wochenende:Wolfratshausen hilft ukrainischen Freunden

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Stadt, Caritas, Asylhelfer, DLRG und Feuerwehr arbeiten Hand in Hand. Bürgermeister Heilinglechner fährt einen Transporter

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Die ukrainischen Partner haben gerufen, und Wolfratshausen lässt mit seiner Antwort nicht lang auf sich warten. Am Sonntag konnten zwei voll bepackte Hilfstransporte ins westukrainische Brody starten, mit dem die Loisachstadt freundschaftlich verbandelt ist. Die Menschen in der Stadt mit knapp 24 000 Einwohnern brauchen in der Kriegssituation dringend Unterstützung. Was vor allem fehlt, hatte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) direkt aus Brody erfahren. Und von Erste-Hilfe-Sets über Socken bis zu Schmerztabletten haben einige Hundert Wolfratshauser am Wochenende alles bei der eigens dafür eingerichteten Annahmestelle am Hatzplatz abgegeben, was gefragt war.

Kirsten Vogler, Geschäftsleiterin im Wolfratshauser Rathaus, zeigte sich am Sonntag hoch erfreut. Schon am Samstag habe dichter Andrang geherrscht, berichtete sie. An der Anzahl der kleinen Dankeschön-Schokoladen, die sie verteilt hatte, konnte sie ermessen, dass es um die 200 Leute gewesen sein mussten. Schlafsäcke, Isomatten, Decken, Handtücher seien in großer Menge gebracht worden. "Viele sind dafür extra einkaufen gegangen", sagte Vogler. Etwa um mit Medikamenten oder Hygieneartikeln zu helfen. Eine ältere Dame habe 200 Euro in die Spendenbox gesteckt. Eine andere habe geweint und gesagt, es möge endlich wieder Frieden herrschen. Und während Vogler noch erzählte, kamen auch am Sonntag unablässig Menschen mit Sachspenden. "Nehmt ihr Winterjacken?", fragte eine Frau mit einem großen blauen Sack voller Kleidung. Selbstverständlich!

Für die Sammelaktion hat die Stadt mit der Caritas, dem Asylhelferkreis um Ines Lobenstein, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Feuerwehr Weidach zusammengearbeitet. Der von der Caritas zur Verfügung gestellte 7,5-Tonner wird von Peter Lobenstein (Grünen-Stadtrat) und Robert Klingel (DLRG) gefahren; am Steuer des zweiten Wagens, von Transporte Neuberger, wechseln sich Bürgermeister Heilinglechner und Robert Buxbaum (Feuerwehr Weidach) ab. Die Strecke nach Brody hat um die 1300 Kilometer. Ines Lobenstein sagt, es sei "ein super Statement", dass der Bürgermeister selbst einen Hilfstransporter steuere.

Eine besondere Geste war es auch, dass syrische Asylsuchende aus Wolfratshausen ebenso wie vor wenigen Tagen erst angekommene Ukrainerinnen die Sammelaktion tatkräftig unterstützten. Drei ukrainische Familien sind seit vergangener Woche im Humplbräu einquartiert. Im Aktionszentrum für Flüchtlinge an der Loisach können sie kochen.

Für die Ukrainehilfe haben auch der Historische Verein und der Erinnerungsort Badehaus gesammelt. Beide haben in einer eigenen Aktion jeweils 250 Euro für ukrainische Frauen gespendet, die aus dem Kriegsgebiet nach Wolfratshausen flüchten mussten.

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