Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:"Ackern liegt voll im Trend"

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Selbstversorgung wird immer gefragter. Rose Beyer bringt mit ihrem "Tölza Garten" schon Kindern den Anbau von Nahrungsmitteln bei.

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Rose Beyer hat drei Wünsche: "Die Erde soll gerettet werden, ich möchte eine Vollzeitstelle von der Stadt für die Betreuung des ,Tölza' Gartens und ich möchte, dass jedes Dorf seinen eigenen Selbstversorgungs-Acker bekommt." Ob zumindest die Kommune sie erhört, ist eine andere Frage. Vom Landkreis wird sie für ihr Selbstversorgungsprojekt nun mit dem Umweltpreis ausgezeichnet.

Beyer, rotes Kleid, bittet ins bunt dekorierte Ofenzimmer, das Holz knistert, und sie beginnt zu erzählen. Die gelernte Verwaltungsfachangestellte und studierte Kommunikationswirtin hat sich mehrmals umorientiert und macht aktuell eine Ausbildung zur Erzieherin. Auch als Journalistin arbeitete Beyer, die aus Kreuth stammt, viele Jahre. Durch ihr abwechslungsreiches Leben ziehen sich aber wie ein roter Faden der Natur- und Umweltschutz und die Arbeit für und mit dem Bund Naturschutz. Sie leitete die Miesbacher und Tölzer Geschäftsstelle des BN. "Ich seh' mich aber eher in Gummistiefeln", sagt sie. Durch den elterlichen Bauernhof in Kreuth, den ihr Bruder weiterführt, kam Bayer früh in Kontakt mit der Selbstversorgung. Als die Stadt Bad Tölz der Erzdiözese München und Freising Grund in der Nähe des ehemaligen Franziskanerklosters abkaufte, sah Bayer eine Möglichkeit, das Thema direkt in die Stadtmitte zu holen. "Die Mönche haben dort über Jahrhunderte Gemüse angebaut", erzählt sie, während sie alte Karten der Klosterumgebung auf dem Tisch ausrollt.

Nachdem sich Beyer schon länger mit dem Thema Permakultur befasst hatte - also mit dem nachhaltigen Wirtschaften in Natur und Garten - war der Schritt zur Gründung des "Tölza Gartens", wie die 3000 Quadratmeter große Fläche unweit des Mehrgenerationenhauses offiziell heißt, nur der nächste logische Schritt. "Die Marienstatue neben dem Franziskanerkloster hat mir das eingeflüstert", sagt Beyer mit einem Schmunzeln.

Der "Tölza Garten" und seine Selbstversorgungs-Äcker bei Bad Tölz und Lenggries haben in den rund zehn Jahren seit der Gründung eine überregionale Vorbildfunktion erlangt. Immer wieder kämen Delegationen, um sich die Projekte erläutern zu lassen, berichtet die Tölzerin. Mehrfach wurde Beyers Initiative schon ausgezeichnet.

Dass Beyer die Nachwuchsarbeit besonders am Herzen liegt, wird auch in der Begründung zum Umweltpreis betont. Ihr sei es "insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz wichtig, dass Mädchen und Buben lernen, Nahrungsmittel selbst anzubauen, genauso wie sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen", heißt es darin. Der "Tölza Garten" wird hauptsächlich von Tölzer Schülern bewirtschaftet. "Das ist praktischer HSU-Unterricht", sagt Beyer. Und stille auch den Bewegungsdrang der Schüler: "Die Kinder marschieren von der Südschule dorthin, mit dem Bus wäre das viel zu umständlich."

Die Umweltarbeit habe durch die Pandemie auch gelitten, findet die Tölzerin. "Das lebt davon, dass sich jemand kümmert." Das Thema Selbstversorgung aber rücke nun weiter in die Mitte der Gesellschaft, auch dank des Umweltpreises, über den sie sich freue. "Ackern liegt voll im Trend", sagt Beyer.

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