Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Katastrophenschutz im Landkreis

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Klaus Ciecior leitet den Ortsverband Geretsried des Technischen Hilfswerks und ist zuständig für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Interview von Enno Lug, Geretsried

Das Technische Hilfswerk (THW) hat bundesweit mehr als 80 000 vorwiegend ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich um den Schutz der Gesellschaft bei Katastrophen kümmern und Polizei und Feuerwehr unterstützen. Klaus Ciecior ist Leiter des Ortsverbandes in Geretsried. Er erklärt die lokalen Aufgaben und Herausforderungen des THW.

SZ: Herr Ciecior, wenn es brennt, ruft man die Feuerwehr, wenn man Schmerzen hat den Krankenwagen, wenn eingebrochen wird die Polizei. Wann klingelt bei Ihnen das Telefon?

Klaus Ciecior: Bei uns ist das Hineinkommen in einen Einsatz über das THW-Gesetz geregelt, das seit 1990 gilt. Das regelt grundlegend die Aufgaben. Im Endeffekt sind das drei Kernzeiler: Die Technische Hilfe im Zivilschutz, Einsätze und Maßnahmen im Ausland, im Auftrag der Bundesregierung und - für den Landkreis interessant - die Unterstützung zur Bekämpfung von Katastrophen und Ähnlichem, wenn uns die zuständige Behörde der Gefahrenabwehr benachrichtigt. Das heißt, wir können nur über die integrierte Leitstelle in Weilheim oder die Partner in der Gefahrenabwehr - Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz - alarmiert werden.

Wie viele Einsätze hatte das THW vergangenes Jahr im Landkreis?

Vier. Zweimal wurden wir im August beim Fund einer Fliegerbombe in Geretsried alarmiert, einmal von Polizei und einmal von Feuerwehr. Im März bat uns der Nachbarortsverband aus Weilheim, beim Abtransport von Unfallresten auf der Autobahn 95 zwischen Seeshaupt und Wolfratshausen zu helfen. Und beim G7-Gipfel haben wir mit einigen Tausend Stunden die Bundespolizei unterstützt.

Was war für sie persönlich kompliziertester Einsatz?

Jeder Einsatz hat im Endeffekt ja seinen eigenen Verlauf, seine eigenen Schwerpunkte. Aber ich würde sagen, der schwierigste Einsatz für mich selbst und das Team war das Zugunglück in Burgrain. Es ist natürlich schon ein Schadensereignis, das man in gewisser Art und Weise trainieren kann. Aber wenn so etwas eintritt, gerade mit einigen Toten und Schwerverletzten, ist das natürlich eine ganz andere Herausforderung als die, die man in der normalen Ausbildung den Helfern auf Standortebene vermitteln kann. Auch war die Komplexität des Einsatzes sehr hoch, noch dazu auf einem schwierigen Gelände, auf einem Hang.

Wie viele Leute sind denn beim THW im Landkreis aktiv?

Aktuell bestehen wir aus 94 Helferinnen und Helfern. Aktiv davon sind 68. Aktiv heißt, dass sie auch tatsächlich einsatzbefähigt sind und auch an Diensten teilnehmen können. Dann haben wir 14 Junghelferinnen und Junghelfer zwischen zehn und 18 Jahren in unserer Jugendgruppe, und zwölf passive Mitglieder in der sogenannten Alters- und Ehrengruppe - das sind meistens lang gediente Mitglieder, die auch in höheren Ämtern bei uns im Ortsverband tätig waren, die aufgrund des Alters oder anderer privater Gründe keinem aktiven Dienst mehr nachgehen können.

Wie haben sich die Anzahl und Art der Einsätze im Landkreis in den vergangenen Jahren verändert?

Eigentlich gar nicht so stark. Bomben hat es schon früher in Geretsried gegeben, die gibt's heuer natürlich auch noch. Ansonsten klar, die Naturereignisse sind mehr geworden: Sturmschäden, Hochwasser, auch die Schneelage, wenn ich da an 2019 denke - das sind Sachen, die waren vor 20 Jahren deutlich weniger. Und auch die neuen Bedrohungen, durch Krieg in Europa, Energiemangel - für diese Aufgaben muss sich das THW rüsten.

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