Süddeutsche Zeitung

Test:Nicht ganz barrierefrei

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Bei einer Begehung in Penzberg entdeckt der VdK einige Mängel, aber auch Positives

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Eine gute Nachricht gab es dann doch: Die Rampe am Eingang zum Penzberger Rathaus hat die optimale Steigung für Rollstuhlfahrer. Dafür sieht es im Inneren des Verwaltungsgebäudes nicht so gut aus. Vor allem Hilfen für Hörgeschädigte fehlen. Das ist nur ein Teil der Mängel, die bei einer Begehung des VdK Penzbergs zu Tage kamen. Der Ortsverband beteiligt sich an der bundesweiten Kampagne "Weg mit den Barrieren" des Sozialverbands VdK Deutschland. Weitere Stationen nach dem Rathaus waren die Stadthalle und der Bahnhof.

Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht. Die Bundesrepublik hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und sich somit verpflichtet, Menschen mit Handicaps in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Um Mängel aber auch gelungene Lösungen aufzuzeigen, entschloss sich der VdK zu einer Begehung - einen Rollstuhl, Wasserwaage, Meterstab und Utensilien für Sehbehinderte im Rucksack. Eingeladen hatte Uwe Heinz Ennulat, Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Penzberg, auch Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). 2013 sei Penzberg als barrierefreie Stadt ausgezeichnet und Vieles getan worden, um Menschen mit Handicaps den Alltag zu erleichtern. Aber manchmal gäben Rechtsvorschriften anderes vor, erklärte Zehetner. Sie verwies auf den Seniorenbeirat. Das Gremium gebe dem Rathaus regelmäßig Rückmeldung, wenn es in der Stadt irgendwo hake. "Aber manchmal geht es nur mir Kompromissen", sagte die Bürgermeisterin.

Die VdK-Vertreter zückten indes Wasserwaage und Meterstab. Da die Steigung von sechs Prozent an der Rampe zum Rathauseingang "in Ordnung", ist, durfte sich die Bürgermeisterin mit Augenmaske und Blindenstock ausgestattet im Selbstversuch über die Rampe ins Innere tasten. Nach geglücktem Versuch holte sich Zehetner den Stadtbaumeister Justus Klement zur Seite. Er führte die VdK-Mitglieder durchs Haus und nahm deren Anregungen auf. Für Rollstuhlfahrer habe man einiges getan, Seh- und Hörgeschädigte seien allerdings bislang zu kurz gekommen. Das sah Susann Enders, VdK-Kreisverbandsvorsitzende, genauso. Sie wies darauf hin, dass der Aufzug unbedingt mit einer Sprachansage ausgestattet werden sollte. Darauf, so Klement, sei verzichtet worden, weil jeder Besucher die Mitarbeiter im Bürgerbüro, das sich im Eingangsbereich befindet, ansprechen könne. Zudem plädierte sie dafür, sogenannte Induktionsschleifen nachzurüsten, damit Hörgeschädigte besser zurechtkämen.

Etwa drei Stunden dauerte die Begehung. Die Ergebnisse sollen nun ausgewertet und der Bürgermeisterin überreicht werden.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2018
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