Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Matinee zur Nachspeise

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Gelungener Abschluss der Orgelreihe mit Christian Bischof

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Schäftlarn

Wann beginnt eine Matinee? Um 10.30 Uhr, um 11 Uhr, oder um 11.30 Uhr? Das Abschlusskonzert der fünfteiligen Orgelreihe von Christian Bischof in der Klosterkirche Schäftlarn begann am Sonntag erst um 14 Uhr; und die Kirchenbänke waren bis zur letzten Reihe besetzt. Kein Wunder, hatte Christian Bischof zu diesem Termin nicht nur eine halbe, sondern eine ganze Stunde Programm vorbereitet und dafür noch zusätzlich mit Peter Gasser und Hans Jürgen Huber zwei ausgezeichnete Trompeter dazu geholt. Außerdem dürfte sich seit Mai herumgesprochen haben, wie fein Bischof den Bogen gespielter Werke spannt.

Er reichte diesmal von der klanggewaltig volltönenden spanischen Batalha aus dem 17. Jahrhundert bis zu Johann Caspar Kerlls filigranem "Capriccio sopra il Cucu" aus der gleichen Zeit. Ein Stück, in dem der Kukucksruf nur von einer geläufigen Zweitstimme umspielt wird, aber das äußerst kunstvoll. Allein mit dem Kontrast dieser beiden Werke zeigte Bischof: Er kann ebenso bei vollem Register mit beiden Händen kraftvoll in die Tasten greifen wie auch feinsinnige Kleinarbeit an seinem mächtigen Instrument zelebrieren. Außerdem lotete er Wolfgang Amadeus Mozarts Fantasie für Orgelwalze in ihren f-Moll-Schattierungen wundersam aus.

Mit den beiden Trompetern hatte er seine Abschlussmatinee festlich begonnen. Die beiden strahlten mit ihren Instrumenten bei Georg Friedrich Händels "Arrival oft he Queen of Sheba" intonationssicher, meisterten zusammen mit Bischof das viersätzige Trompeten-Doppelkonzert von Jean Baptiste Loeillet in farbiger Dramaturgie und hatten lediglich bei Bachs "Nun danket alle Gott" einige Trübungen.

Dagegen überzeugte die "Sinfonies de Fanfare" des Franzosen Jean-Joseph Mouret in allen vier Sätzen. Am Ende folgten zwei Bearbeitungen von Christian Bischof. Eine zu Felix Mendelssohn Bartholdys "Denn er hat seinen Engeln" aus dem Elias für Orgel und zwei Flügelhörner, eine weitere für zwei Trompeten und Orgel zur Fanfare in D-Dur von dem Franzosen Jacques-Nicolas Lemmens.

Ein faszinierend vielfältiges Pro-gramm, das viel Beifall fand und die Zugabe "Jesu bleibet meine Freude" nach sich zog. Geplant ist, die Matinee im nächsten Sommer fortzusetzen, das Publikum konn-te per Handzettel darüber abstimmen, ob das eher am Samstag oder am Sonntag sein soll und um welche Uhrzeit. Für manch einen beginnt so eine Matinee am besten um 14 Uhr nach dem Mittagessen.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2018
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