Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Großtagespflege steht auf der Kippe

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Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Ob es nach August 2016 die Großtagespflege des Vereins Kindernetz geben wird, ist unklar. Derzeit werden dort 20 Buben und Mädchen von festangestellten Tagesmüttern betreut. Das Landratsamt München will den Überschuss, den das Kindernetz erzielt, künftig zurück erstattet haben. Bisher zahlt der Landkreis München pro Kind einen bestimmten Betrag an die Betreiber von Großtagespflegen, dazu kommt ein Pauschalbetrag für den Sachaufwand.

Die Tagesmütter, die in der Großtagespflege arbeiten, erhalten aber weniger Geld, als der Verein vom Landkreis ausgezahlt bekommt. Dem Kindernetz bleibt deshalb ein Überschuss, den der Verein bisher für Miete, Verwaltung und die Leitung verwendet hat. Der Verein geht davon aus, dass pro Jahr ungedeckte Sachkosten in Höhe von 20 000 Euro entstehen werden, wenn der Landkreis auf der Rückerstattung besteht. Tagesmütter, die im eigenen Haushalt Kinder betreuen, sind von der neuen Regelung nicht betroffen.

Das Kindernetz hat nun angeboten, seine Großtagespflege noch ein Jahr fortzuführen. Sollte der Landkreis danach die Kosten für Miete, Sachaufwand und anderen nicht übernehmen, würde das Kindernetz die Einrichtung nur dann weiter betreiben, wenn die Gemeinde das Defizit übernimmt. Darüber haben Vertreter des Kindernetzes und der Gemeinde im Juli gesprochen. Der Gemeinderat hat diesen Punkt jüngst ebenfalls diskutiert und beschlossen, der Landkreis müsse für die Verwaltungskosten aufkommen. Denn, wie Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) sagte, ist die Tagespflege eine Aufgabe des Landkreises. "Es ist nicht in unserem Sinne, wenn sich der Landkreis was spart und die Gemeinde muss es zahlen." Gerd Zattler (Grüne) stellte die Frage, ob denn das Projekt Großtagespflege beendet sei, wenn der Landkreis das Defizit nicht übernehme. Wenn man signalisiere, dass die Gemeinde eventuell bereit wäre, das Defizit zu übernehmen, bekomme man den Landkreis auf keinen Fall dazu, selbst zu zahlen, hieß es darauf. Ruhdorfer soll nun einen entsprechenden Vertrag mit dem Landkreis abschließen.

Die Schülermittagsbetreuung wird weiter ausgebaut, im September kommt eine achte Gruppe hinzu. Eigentlich möchte der Träger, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), lieber eine weitere Hortgruppe einrichten. Dazu fehlen aber in der Schule die Räume. In der neuen Gruppe werden die Buben und Mädchen bis 16 Uhr betreut. Sie werden im bisherigen Religionszimmer der Schule untergebracht. Auf die Gemeinde kommen Kosten von etwa 9000 Euro zu. Die AWO weist darauf hin, dass die Eltern auch den Wunsch nach einer Betreuung der Kinder in den Ferien haben könnten. Der Bedarf soll zu Beginn des neuen Schuljahrs abgefragt werden.

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Quelle:
SZ vom 12.08.2015
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