Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Himmlische Cocktails

Lesezeit: 2 min

Caius Prien hat aus den früher von den Schwestern hergestellten Likören Benno und Leo Rezepte für einzigartige Kloster-Drinks kreiert

Von Stephanie Schwaderer

Ein Brevier bezeichnet in der katholischen Kirche ein Gebetbuch mit Stundengebeten. Da zeugt es schon von Humor und Weltoffenheit, wenn das Diözesanmuseum Freising nun ein "Cocktail-Brevier" zu Ehren von Leo und Benno herausbringt. Beim Sommerfest im Kloster Beuerberg am Sonntag, 15. August, wird das gehaltvolle Büchlein vorgestellt - zusammen mit den passenden Drinks, versteht sich. Verantwortlich für diese ist der versierte Münchner Barmann Caius Prien ( von Carlitos Minibar.

SZ: Herr Prien, all Ihre Rezepte im Cocktail-Brevier bauen auf Leo und Benno auf. Können Sie die beiden kurz charakterisieren?

Caius Prien: Leo und Benno sind zwei Spirituosen, die ihren Ursprung im Kloster Beuerberg haben. Die Grundlage bilden Löwenzahnblüten, aus denen schon die Klosterschwestern ihre Heilsäfte gebraut haben. Christian Glasl, ein Apotheker aus Wasserburg, hat die Rezeptur weiterentwickelt und verfeinert und produziert Leo und Benno in einer kleinen Manufaktur am Inn. Leo ist ein gehaltvoller Löwenzahn-Likör, Benno ein eher bitterer Kräuter-Aperitif.

Und Sie haben sich also einen Leo und einen Benno genehmigt und überlegt, wie sie sich in einem Cocktail machen würden?

Der Auftrag kam vom Diözesanmuseum München-Freising. Ich habe mit den beiden Spirituosen bekannte Cocktails und Longdrinks neu interpretiert, also Klassiker auf die beiden abgestimmt. Zum Beispiel gibt es nun einen Leorinha - statt Caipirinha. Der Cachaça ist der Leo. Dazu kommen dann ganz klassisch zerstoßene Limetten, brauner Rohrzucker, etwas Lime Juice und Eis. Oder beim Klassiker Negroni habe ich den Campari durch Benno ersetzt und gieße ihn mit trockenem Wermut und Gin auf, das Ergebnis ist dann ein Bennogroni.

Und der Bennogroni schmeckt dann wie ein Negroni?

Nicht ganz, er ist etwas intensiver. Geschmacklich kommt der Benno einem Aperol oder Campari nahe, er transportiert auch dieses italienische Lebensgefühl. Ich mag dieses Fruchtig-Bittere, das kommt von der Blutorange, Wermut und verschiedenen Kräutern. Aber er hat 28 Prozent - etwa doppelt so viel wie Campari.

Benno haut rein.

Ja genau, der haut rein, mit ihm muss man sparsam umgehen, dafür ist er eben auch intensiv.

Kann man in Ihrer Bar in München Löwenzahnlikör bestellen?

Ja, ich biete dort exklusiv Drinks mit Leo und Benno an. Zwar habe ich eine Gin-Bar und die größte Gin-Auswahl in München. Aber es war für mich spannend herausfinden, was man mit Löwenzahnlikör abmischen kann. Vor allem mit Ginger Ale harmoniert er erstaunlich gut, dazu eine Scheibe Gurke, Orange und Minzblätter - das schmeckt wie ein Pimm's Cup, den man in England beim Pferderennen serviert. Den Leo Sour mit Zitronensaft hätte ich auch gerne am Sonntag gemixt. Aber zum Sommerfest wird nur gerührt, nicht geschüttelt.

Im Buch sehen die Cocktails ja ganz wunderbar aus.

Das war Teamarbeit. Für die Gestaltung ist Ulrike Zeizel verantwortlich, die Fotos hat Francesco Giordano gemacht. Wir waren viele Stunden zu dritt im Studio, haben gemixt und drapiert und diskutiert, eine ganz neue Erfahrung für mich.

Zum Sommerfest im Kloster Beuerberg am Sonntag, 15. August, gibt es Führungen, Workshops und ein Konzert mit dem Duo Andreas Hofmeir (Tuba) und Barbara Schmelz (Piano). Beginn 16 Uhr. Im Anschluss haben Leo und Benno ihren großen Auftritt. Alle Infos unter www.dimu-freising.de

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5379160
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.08.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.