Süddeutsche Zeitung

Reaktion des Schäftlarner Bürgermeisters:"Verzögerung programmiert"

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Der Schäftlarner Bürgermeister Matthias Ruhdorfer bezieht zu den Vorwürfen der Bürgerinitiative detailliert Stellung. Die Argumente seien "nicht neu" und häufig "nicht zu Ende gedacht".

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

In einer ersten Reaktion auf die Bürgerinitiative sagt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU): "Dieses Bürgerbegehren wird unweigerlich zu einer Verzögerung der Realisierung führen." Zudem gibt er zu bedenken, dass die Vorentwürfe noch nicht ausgearbeitet seien, und das zuständige Planungsbüro vielmehr im Oktober mit der Erstellung eines abschließenden Entwurfes beauftragt worden sei.

Detailliert bezieht Ruhdorfer zu einzelnen Argumenten der Initiatoren des Begehrens Stellung. Viele Argumente seien "nicht neu", sondern seit der Bürgerbeteiligung beim runden Tisch im Jahr 2016 bekannt, aber "nicht immer zu Ende gedacht". So gibt Ruhdorfer zu bedenken, dass die rund fünf Kilometer lange BI-Variante auch im Bereich der Milchstraße komplett neu erstellt werden müsse. "Es müssen also nicht nur 3,2 Kilometer gebaut werden, sondern 5,2." Die derzeitige Straßenfläche der Milchstraße könne zwar auf etwa 900 Metern Länge mitgenutzt werden, sie müsse aber wesentlich verbreitert werden, was wiederum 3000 Quadratmeter Bannwald zusätzlich in Anspruch nehme. Auf einer Länge von 700 Metern sei zudem eine neue Trassierung notwendig.

Wie aus einer Naturschutzstudie hervorgehe, müsse die BI-Trasse entlang der nördlichen Gemeindegrenze einen gewissen Abstand vom Zaun des Wildparks haben. "Dies führt zu erheblichen Restflächen verschiedener Grundstückseigentümer, die dann wiederum geeignete Erschließungen über parallel laufende Wirtschafts- und Forstwege benötigen", erklärt Ruhdorfer.

Er weist auch darauf hin, dass die zu ersetzende Bannwaldfläche bei der BI-Variante "nach überschlägigen Berechnungen des planenden Ingenieurbüros" etwa 70 000 Quadratmeter betrage. "So gehen noch mehr landwirtschaftliche Flächen verloren, weil die sieben Hektar durch Ausgleichsflächen auf der Flur wieder aufgeforstet werden müssten."

Auch das Argument der Gegner der Variante B, dass die Akzeptanz der Umfahrung durch den Wald müsse nicht geringer sein müsse, lässt Ruhdorfer nicht gelten: "Verkehrsuntersuchungen zeigen, dass die Variante BI zu einer Verkehrsbelastung der Ortsdurchfahrt von 6100 Fahrzeugen am Tag führt, die der Variante B zu 4700. Dies ist eine deutlich bessere Entlastung der Ortsdurchfahrt."

Die Kosten würden entsprechend jüngster Schätzungen von Dezember 2016 für die Flur-Variante 9,44 Millionen Euro und für die BI-Variante 14,18 Millionen Euro betragen. Auch seien die Planungen so gestaltet, dass die alte gemeindliche Mülldeponie an der Schorner Straße nicht angetastet werde; die Vertreter der Initiative fürchten dadurch mögliche Mehrkosten.

"Diese Fakten waren allen Gemeinderäten bei der Sitzung im Juli zur Entscheidung vorgelegen und bekannt", sagt Ruhdorfer. "Es ist daher unverständlich, warum diese in dem verteilten Flyer nicht korrekt dargestellt werden." Der Gemeinderat habe sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht, und viele hätten "stark mit sich gerungen". Besonderes Gewicht bei der Entscheidung hätte "sicherlich die Verkehrssicherheit der Bürger und insbesondere der Schulkinder, die die Starnberger Straße täglich queren müssen" gehabt, erklärt Ruhdorfer. "Diese Thematik spielt in dem Flyer anscheinend keine Rolle."

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Quelle:
SZ vom 31.12.2018 / kasc
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