Süddeutsche Zeitung

Personalie:Der Neue im Rat

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Karl-Otto Saur übernimmt SPD-Sitz in Schäftlarn, obwohl er nicht mehr in der Partei ist. Am Mittwoch wird er vereidigt

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Karl-Otto Saur wird künftig für die SPD im Gemeinderat Schäftlarn sitzen. Der 74-jährige Ebenhausener tritt die Nachfolge von Hans-Jürgen Heinrich an, der die Partei 28 Jahre lang im Gremium vertreten hat. Saur war bei den Kommunalwahlen 2014 auf Listenplatz 19 angetreten, jedoch von den Wählern auf Platz 3 befördert worden. Nach dem Tod Heinrichs im Juni und dem Wegzug der Zweitplatzierten fällt dem früheren Journalisten Saur nun der Sitz zu.

Saur ist kein Unbekannter in der Gemeinde. Mit seiner Veranstaltungsreihe "Kultur im Keller" prägte er 20 Jahre lang das kulturelle und intellektuelle Leben in Ebenhausen. Saur und seine Frau Ulrike holten regelmäßig hochkarätige Gäste in die ehemalige Kellerkneipe in ihrer Villa im Rodelweg 10. Diese avancierte auf diese Weise zum Treffpunkt für Künstler, Kreative und Intellektuelle. Nach 20 Jahren setzte Saur im März einen Schlussstrich unter "Kultur im Keller". Nun erwartet ihn eine neue Aufgabe.

"Gelassen" gehe er an diese heran, sagte der langjährige SZ-Redakteur und Leiter des Spiegel-Kulturressorts. Saur ist kein Parteimitglied, nicht mehr. Vor mehr als 50 Jahren sei er zwar in die Wolfratshauser SPD eingetreten, durch einen späteren Umzug sei die Mitgliedschaft aber "verloren gegangen". Er schließe es aber nicht aus, in die Schäftlarner SPD einzutreten. Seine "Solidarität" habe schon immer der SPD gegolten, er habe deren Entwicklung immer mit "Sympathie und Verzweiflung" beobachtet, so Saur.

Bei der letzten Kommunalwahl habe er sich auf Drängen Heinrichs aufstellen lassen, auf eigenen Wunsch auf dem 19. Listenplatz, um einen Einzug in den Rat möglichst auszuschließen. Dass ihn das Wahlergebnis auf Platz drei der Liste beförderte, habe ihn "belustigt und erstaunt". Als Gemeinde und Partei nun, vier Jahre nach der Wahl, mit der Frage auf ihn zugekommen seien, ob er den freigewordenen Sitz übernehmen wolle, habe er im ersten Moment abgesagt. Seine Frau und ein Freund hätten ihn letztlich überredet, zuzusagen.

Wie Heinrich will Saur eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen bilden. Erste Gespräche habe es bereits gegeben. Auf diesem Weg wolle er seiner Stimme mehr Gewicht verleihen und vermeiden, "ganz allein" quasi nur als Zuhörer im Gemeinderat zu sitzen. Mit der Schäftlarner SPD habe er in den vergangenen Jahren nur wenig Kontakt gehabt, so Saur. Er wolle sich aber bei der nächsten Versammlung den Mitgliedern vorstellen. Eine aktive Mitarbeit in der SPD strebe er nicht an.

Schon in seiner ersten Sitzung am Mittwoch hat Saur über einen gewichtigen Punkt mitzuentscheiden. Ein Beschluss zur Ortsumfahrung soll getroffen werden. Seiner Meinung nach brauche Hohenschäftlarn unbedingt eine Umfahrung, auch wenn er "kein großer Freund von Umgehungsstraßen" sei, sagt Saur. Für welche Trasse er stimmen werde, möchte er im Lauf der Diskussion entscheiden.

Während seiner Zeit als SZ-Journalist hat Saur in den 1970er Jahren das Münchener Rathaus betreut. "Ich weiß also, wie eine Gemeindeverwaltung denkt und funktioniert", sagt er. Am Mittwoch, 25. Juli, wird Saur im Gemeinderat vereidigt.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2018
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