Süddeutsche Zeitung

Interview:Überlastungen bei Corona-Tests

Lesezeit: 2 min

Viele Penzberger müssen derzeit in Nachbarkommunen ausweichen. Das bekommt Apothekerin Maren Porzelt aus Benediktbeuern zu spüren.

Von Sebastian Proksch

Nachdem das Rote Kreuz seine Corona-Teststationen in Penzberg geschlossen hat, fehlen im Loisachtal Testkapazitäten. Die Stadt will zwar Ersatz schaffen, doch bis das der Fall ist, müssen die Penzberger vorläufig auf Teststationen in Nachbarorten ausweichen. Besonders überlaufen war zuletzt deshalb die Marienapotheke in Benediktbeuern. Apothekerin Maren Porzelt berichtet vom Ansturm.

SZ: Erleben Sie seit August einen vermehrten Testbedarf?

Maren Porzelt: Ja, man merkt das sehr deutlich. Obwohl bei uns Termine über ein Onlineportal vergeben werden und Anrufer im Vorfeld auf die Informationen unserer Homepage hingewiesen werden, erreichen uns stündlich etwa 15 Anfragen. Es rufen verzweifelte Eltern an, weil ihre Kinder gültige Tests für Prüfungen brauchen. Andere haben Reisen gebucht oder wollen Angehörige im Altenheim besuchen. Es hat sogar ein umliegendes Krankenhaus angefragt, ob ihre Besucher zum Testen zu uns kommen könnten. Im Gesamten herrscht eine große Unsicherheit.

Wie ausgelastet sind Sie?

Wir sind jetzt am Limit. Uns steht nur ein Raum zur Verfügung, in dem immer nur eine Person getestet werden kann. Hin und wieder bleiben auch Plätze frei, aber gerade zu den Stoßzeiten - das heißt morgens oder an Tagen wie Freitag oder Samstag - sind wir ausgebucht. Teilweise müssen wir auch Anrufer abweisen. Dann bleibt uns nichts übrig, als auf die Teststationen in Murnau und Bad Tölz zu verweisen, denn auch die meisten Ärzte sind derzeit über Gebühr gefordert oder haben anderes zu tun.

Hat Ihnen der Ansturm Probleme bereitet?

Meine Mitarbeiterinnen bemühen sich rund um die Uhr und versuchen ständig, noch jemanden einzuplanen. Trotzdem erreichen uns zahlreiche Anschuldigungen. Einige Anrufer fordern uns auf, einfach mehr zu testen, oder werfen uns vor, nicht genügend Mitarbeiter einzustellen. Hierfür habe ich kein Verständnis mehr.

Warum gibt es so wenige Teststationen in der Region?

Anfängliche Hürden waren natürlich, Räumlichkeiten zu finden, Personal zu schulen und eine IT-Infrastruktur zu schaffen. Seit dem 1. August ist das große Problem, dass Teststationen eine Anbindung an die Luca-App und die Corona-Warn-App haben müssen. Viele Teststationen wie auch die des BRK können das nicht so schnell implementieren. Außerdem rentiert es sich einfach nicht, für zwei Monate einen solchen Aufwand zu betreiben. Denn von Oktober an soll das Testen kostenpflichtig werden. Ich verstehe nicht, dass die Gesundheitspolitik auch hier wieder eine Hürde schafft.

Was muss besser werden?

In erster Regel wünsche mir eine aufeinander abgestimmte Teststrategie für die Region. Durch die Abstimmung aller Beteiligten sollte die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden können. Dazu gehört auch, dass eine so große Stadt wie Penzberg mit fast 17 000 Einwohnern selbst die notwendige Infrastruktur schaffen muss, um ihre Einwohner mit Tests zu versorgen.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2021
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