Süddeutsche Zeitung

Pachtvertrag steht bereits:Holzhauser protestieren gegen geplanten Funkmast

Lesezeit: 2 Min.

Bürgerinitiative warnt vor Gesundheitsschäden und einer Zerstörung des Landschaftsbildes

Von Benjamin Engel, Münsing

Ein geplanter Mobilfunkmast im Dorf Holzhausen stößt auf Widerstand in der Bevölkerung. Vor eineinhalb Wochen hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. Wie deren Sprecherin Sarah Ross sagt, habe sich ein Unterstützerkreis von mehr als 50 Personen formiert. Gemeinsam wenden sich die Frauen und Männer gegen das Vorhaben einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom, einen mehr als 40 Meter hohen Sendemast nahe dem Münsinger Ortsteil zu errichten. Für den Standort an der Brunnenstraße östlich der früheren Kiesgrube Richtung Attenkam hat das Unternehmen einen Pachtvertrag mit einem Privateigentümer unterzeichnet.

Holzhausen betitelt Ross scherzhaft als "Dorf der Ahnungslosen". Im Ort gebe es praktisch keinen Handyempfang - und das solle auch so bleiben. Die BI-Sprecherin sieht das Vorhaben des Telekommunikationsunternehmens kritisch. Mit ihren Mitstreiterin formuliert sie in einem aktuellen Schreiben das Ziel "Kein Mobilfunkmast in Holzhausen". Dafür sammelt die Initiative Unterschriften. Listen liegen seit Montag in Münsinger Betrieben aus.

Aus Sicht der Initiative ist der Mobilfunkmast nicht nur optisch problematisch, sondern auch gesundheitsgefährlich. Laut Ross belegen Studien seit Jahren, dass die Strahlung von Funkmasten Anwohner massiv belaste. Erhöhte Risiken von Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schlaganfall, Demenz, Kopfschmerzen und Schlafstörungen hingen damit zusammen. Ebenso belegten Studien, dass sich die Strahlung negativ auf das Wohlbefinden von Tieren und Pflanzen auswirke. Fehlgeburten träten auf, Jungtiere seien missgebildet, Insekten und Bäume würden geschädigt. "Der dem Mobilfunkmast nächstgelegene Bauernhof wäre nur 150 Meter entfernt und lebt von Milchwirtschaft und Tourismus", heißt es im Schreiben der Initiative. Würde das Landschafts- und Ortsbild durch einen so hohen Mast verschandelt, schade das auch dem Tourismus.

Gemeinderat hat Bedenken formuliert

Ross rechnet damit, dass es bald einen Bauantrag für den geplanten Mobilfunkmast geben werde. "Wir sind darauf angewiesen, dass wir schnell handeln", sagt sie daher. Von der Kommune fordert Ross ein Konzept zum Bau von Mobilfunkmasten. Darin sollten Standorte genau festgelegt werden, um Gesundheitsgefahren für Mensch und Tier auszuschließen und um das Landschaftsbild zu erhalten. So dürfe es etwa in der Nähe von Kindergärten keine Funkmasten geben. Sie hofft darauf, dass die Kommune Münsing und das Tölzer Landratsamt alle juristischen Mittel ausschöpfen, um die aktuellen Planungen bei Holzhausen zu verhindern.

Schon im vorigen Sommer hatte die Deutsche Telekom Technik GmbH die Kommune informiert, nach einem Mobilfunkstandort bei Holzhausen zu suchen. Der Gemeinderat hatte im August 2018 seine Bedenken formuliert. Das Gremium fürchtete, dass die geplante Anlage das Orts- und Landschaftsbild auf der Anhöhe über dem Starnberger See stark beeinträchtige. Im Januar hat die Kommune laut Münsings Bauamtsleiter dann von dem jetzigen Pachtvertrag für den Bau eines Mobilfunkmasts erfahren.

Derzeit gibt es im Münsinger Gemeindegebiet nur einen einzigen Mobilfunkmast, nämlich östlich der Garmischer Autobahn auf der Futtertrocknungsanlage. Etwa einen Kilometer südöstlich von Sonderham soll ein weiterer 45 Meter hoher Stahlgitter-Mast entstehen. Dafür hat die Kommune bereits das Einvernehmen erteilt. Über den Antrag muss noch das Kreisbauamt entscheiden.

Unterschriftenlisten gegen den in Holzhausen geplanten Mobilfunkmast liegen derzeit im Café Waldhauser, im Polsterei- und Trachtengeschäft von Martin Weber sowie in der Praxis von Jürgen Haberl in der Holzhauser Brunnenstraße aus. Im Hauptort Münsing können sich Unterstützer der Bürgerinitiative im Loth-Hof-Laden, in der Ostufer-Apotheke sowie im Getränke- und Gartenmarkt Graf in Listen eintragen.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2019
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