Süddeutsche Zeitung

"Natura" in Bad Tölz:So wird der Alpamare-Nachfolger

Lesezeit: 3 min

Spa statt Spaß: Das Wellness-Bad soll fünf Themen-Saunen und Entspannung aus Fernost bieten.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Alpamare ist passé, als Nachfolger plant Bad Tölz ein ganz anderes Bad: Das neue Spa "Natura Tölz" soll vor allem Gäste anlocken, die sich entspannen und etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Die Kurstadt setzt künftig also auf Wellness anstatt auf Spaß mit Rutschen und Indoor-Surfen.

Saunen nach den chinesischen Elementen

Das Wellnessbad soll bis Ende 2017, vielleicht 2018 an der Bockschützstraße entstehen und auf Sportkinesiologie ausgerichtet sein. Geplant sind fünf Themensaunen zu den chinesischen Elementen Erde, Feuer, Wasser, Metall und Holz, eine Großsauna als "Public Spa" für 30 Gäste, ein Badebereich mit Wasserflächen. Hinzu kommen Räume für mentales Training wie Yoga oder Chi Gong und für Massagen, außerdem eine Gastronomie, die gesunde Küche bieten soll.

Die Erde-Sauna soll etwa mit Lehm gestaltet sein, ein Jodbecken und ein Moorbad beherbergen, die Temperaturen bei 65 Grad liegen. Die Wasser-Sauna könnte wie ein Iglu aussehen und eine Eisgrotte bekommen, die Feuer-Sauna mit Feuerstelle, offenem Kamin und hohen Temperaturen modelliert werden. Geplant ist auch ein Kaltwasserkanal, der sich etwa 15 Meter durch das Bad ziehen und der Abkühlung nach dem Saunen dienen soll. Beim Dialogforum für die Bürger am Mittwochabend im Kurhaus sollen erstmals Bilder der einzelnen Spa-Zonen gezeigt werden.

Der Planer rechnet mit 120 000 Besuchern im Jahr

Mit der Entwicklung des Zehn-Millionen-Projekts ist die österreichische Firma Redserve betraut, die in ihren bisherigen Studien zur Machbarkeit und zur Wirtschaftlichkeit bereits zwei wichtige Fragen beantwortet hat: Ja, Bad Tölz ist ein geeigneter Standort für ein Wellnessbad, und Ja, es lässt sich ohne finanzielle Verluste betreiben. Dennoch will die Stadt auf Nummer sicher gehen.

Der Projektentwickler rechnet mit 120 000 Gästen im Jahr und einem Jahresumsatz von knapp 3,9 Millionen Euro, sofern die Eintrittskarte 22 Euro kostet. Der Reingewinn für die Stadt beliefe sich auf etwa 138 000 Euro - nach Abzug der Zins- und Tilgungsleistungen für den Kredit, den sie für den Bau des Wellnessbades aufnehmen muss.

Zudem hat die Kurstadt mit Sylvia Glückert eine Spa-Expertin beauftragt, die von Redserve erhobenen Daten zu prüfen. Sie kommt nicht zu auffallend anderen Ergebnissen, schätzt allerdings die Gästezahl mit 106 000 pro Jahr etwas vorsichtiger ein. Ansonsten gebe es "kaum Abweichungen", sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). Das Alpamare kam in seinen besten Jahren auf 500 000 Besucher, 2014 waren es nurmehr 165 000.

Sportler und Kinder gehen leer aus

Im Stadtrat am Dienstagabend zeigte sich Anton Mayer (CSU) erleichtert, dass die Stadt eine zweite Meinung zu dem Großprojekt eingeholt hat. Schon vor einem Jahr hatte er gefordert, neben Redserve einen weiteren Projektentwickler hinzuzuziehen. Das lehnten Janker und die Stadtverwaltung damals jedoch ab. "Gut, dass Sie den Stadtrat jetzt mitnehmen und nicht nur zur Abstimmung gebrauchen", sagte Mayer. Das weist der Bürgermeister zurück. Es sei nicht so, dass man sozusagen neben einem Architekten einen zweiten Architekten geholt habe, sondern neben dem Architekten einen Handwerker, der einschätzen solle, ob die Ideen umzusetzen seien, erklärt er auf Nachfrage. Redserve sei mit dieser Vorgehensweise "absolut einverstanden". Das habe nichts mit Misstrauen zu tun, betont Janker: "Wir wollen nur die Zahlen, die Redserve geliefert hat, verfestigt haben."

Anders als das Alpamare wird das Spa ein Bad sein, das sich nicht für Familien, Jugendliche oder Sportvereine eignet. Ein großes Schwimmbecken oder ein Kinderplanschbecken wird es nicht geben. Diese Zielgruppen verweist die Stadt auf das Hallenbad auf der Flinthöhe, das die Stadtwerke heuer erweitert haben. Das sei zwar "kein adäquater Ersatz" fürs Alpamare, aber für Schwimmer und Kinder eine interessante Alternative, sagte Janker.

Die Spaßschwimmer sollen ins städtische Hallenbad gehen

Reinhard Oberleitner, Bäder-Chef der Stadtwerke, präsentierte in der Ratssitzung das Angebot im Hallenbad: ein 25-Meter-Becken, zwei Sprungbretter, eine Rutschbahn für Kinder, dazu eine Aroma-, eine Heu- und eine Kelo-Sauna, ein Dampfbad und eine Infrarotkabine. 2015 zähle man etwa 21 000 Gäste, sagte er. Fürs nächste Jahr seien Kindernachmittage oder Angebote wie eine lange Sauna-Nacht geplant. Als Vorteil für das Bad auf der Flinthöhe sieht Janker die moderaten Eintrittspreise, die sich zwischen 2,50 und 16 Euro bewegen.

Willi Streicher (SPD) reicht das nicht: "Wir haben ein Vakuum, jetzt, wo das Alpamare nicht mehr da ist." Die Stadt müsse für den Nachwuchs etwas schaffen, wo dieser gut aufgehoben sei, sagte er. "Das ist eine Denksportaufgabe für die Zukunft."

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Quelle:
SZ vom 26.11.2015
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