Süddeutsche Zeitung

Starnberger See:Keine Rettungsschwimmer in Ambach

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Am Erholungsgelände ist die Wasserwacht in diesem Sommer nicht präsent. Im Notfall müssen die Kollegen der benachbarten Stationen einspringen.

Von Benjamin Engel, Münsing

Rund 8000 Badegäste kommen an einem schönen Wochenendtag im Sommer zum Erholungsgelände Ambach am Starnberger See. Für Notfälle sind die ehreamtlicher Helfer der Wolfratshauser Wasserwacht in der Station am Schwaiblbach an Wochenenden und an Feiertagen normalerweise direkt vor Ort und zwar mit mindestens sechs Rettern. Nicht so in dieser Saison: Die Station wird neu errichtet, noch steht nur der Rohbau. Eine Ersatzwache, etwa in einem Zelt, gibt es nicht. Badegäste fürchten das Schlimmste, doch die Wasserwacht sieht das Gelände trotzdem ausreichend gesichert.

Derzeit lässt der Erholungsflächenverein - er ist für das Gelände zuständig - die alte Wasserwachtstation durch einen Neubau ersetzen. Ingo Roeske, Vorsitzender der Wolfratshauser Wasserwacht, erklärt, dass die ehrenamtlichen Helfer die Wachdienste ohne ein festes Gebäude derzeit nicht übernehmen könnten. Denn es gebe keine Möglichkeit, Badegäste unter den erforderlichen hygienischen Gesichtspunkten zu versorgen. Dafür bräuchte die Wasserwacht wenigstens einen Container. Doch könne sich die Wolfratshauser Ortsgruppe einen solchen nicht leisten. Denn sie müssten schon 100 000 Euro zum Bau der neuen Station beitragen.

Trotzdem hält es Roeske für sichergestellt, dass alle Patienten bei Unfällen ausreichend versorgt werden können. Schließlich könnten die Wolfratshauser Wasserwachtler trotzdem über die Integrierte Leitstelle Oberland zu Einsätzen mit der schnellen Einsatzgruppe alarmiert werden. In dieser Saison sei sie schon etliche Male ausgerückt. Außerdem sei abgesprochen, dass die benachbarten Stationen der Wasserwacht in Ammerland und der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft in St. Heinrich bei Unfällen auf dem See aushelfen. Bei Einsätzen an Land könne der normale Rettungsdienst gerufen werden. Außerdem stünde das Fahrzeug der "Helfer vor Ort" aus Ammerland bereit. Nur Patienten beispielsweise mit einem Pflaster erstzuversorgen, funktioniere nicht, sagt Roeske. Die Zuständigkeiten sind eigentlich klar geregelt: Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Oberland hat die Wolfratshauser Ortsgruppe mit der Wasserrettung in Ambach vertraglich beauftragt. Laut Roeske gibt es aber keine Lücke im Rettungsdienst. Und bei Veranstaltungen mit erhöhtem Risiko wie Bootsrennen sei man ohnehin vor Ort.

Der Leiter der Wolfratshauser Wasserwacht bedauert die jetzige Situation. Schlussendlich sieht er aber den Erholungsflächenverein für das Gelände und damit auch die Station verantwortlich. Würde der einen Ersatz für den derzeit unbenutzbaren Rohbau etwa mit Containern bereit stellen, würden die Helfer sofort wieder an den Wochenenden und an Feiertagen vor Ort präsent sein.

Jens Besenthal, Geschäftsführer im Erholungsflächenverein, betont, dass sie sich nicht in die Belange des Rettungsdienstes einmischten. Er wirbt aber um Verständnis für die Wasserwacht. Deren Mitglieder arbeiteten rein ehrenamtlich und opferten ihre Freizeit. Doch einen Container könne auch der Erholungsflächenverein nicht finanzieren. Laut Besenthal soll die neue Station in Ambach bis zum Mai 2017 fertig gestellt sein.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2016
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