Süddeutsche Zeitung

Für mehr Wohlbefinden:Der Speck muss veg

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Michael Lindmair, Zweiter Bürgermeister der Kurstadt Bad Tölz, verzichtet für einen Monat auf tierische Lebensmittel und will als Veganer fitter werden.

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz

Das klassische Bild: ein bayerischer Rathauschef aus der Alpenregion. Dann aber bricht das Klischee: Statt einem standesgemäßen Bürgermeisterstück vom Rind oder einer schnellen Leberkässemmel setzt der Tölzer Michael Lindmair auf Gemüse. Zumindest für vier Wochen, ja, und vielleicht sogar noch länger: Das Mitglied der Freien Wähler Gemeinschaft und Zweiter Bürgermeister der Kurstadt, probiert es aus, wie es ist, auf tierische Produkte zu verzichten. Er hält es für unwahrscheinlich, aber doch möglich, dass er auch darüber hinaus Veganer bleibt.

Michael Lindmaier atmet ein, und aus. Vier Minuten lang, in ein Messgerät. Neben ihm sitzt Marie Hörmann, "Stoffwechselcoach" aus Greiling. Die 28-Jährige will mittels dieser Atemgasdiagnostik herausfinden, wie Lindmairs Stoffwechsel gerade funktioniert. Optimal wäre eine hohe Fettverbrennung, bei niedriger Zuckerverbrennung, sagt Hörmann. Es ist nun ein Monat Zeit, um daran zu arbeiten.

"Ich glaube, dass wir ein Ernährungsproblem in der Gesellschaft haben", sagt Michael Lindmair, ein stämmiger Mann Mitte 40. "Es gibt immer alles, tierische Produkte sind immer verfügbar." Auf Dauer, und auf die ganze Weltbevölkerung bezogen, sei das aber nicht tragbar. "Wir brauchen einfach einen anderen Weg, - Massentierhaltung ist es nicht." Lindmaier hat den Tölzer Veg - die veganen Aktionswochen in Bad Tölz - zum Anlass genommen, um eine vegane Lebensweise einmal selbst auszuprobieren. "Die Erwartung ist, dass es gesundheitstechnisch eine Veränderung gibt", sagt er. Seinem Körper wolle er einmal eine Auszeit geben.

Sein Ziel sei es, sagt Lindmair, "zu merken und zu spüren und sich zu überlegen: Was nehme ich heute zu mir und wo kommt es her?" Er ist der Auffassung: "Ich glaube, dass ich mich bisher schon nicht ganz schlecht ernährt habe".

"Schon alleine, weil ich gerne Käse esse"

An vier Tagen in der Woche hat Lindmair laut eigenen Angaben bislang Fleisch gegessen. Wurstbrote esse er ähnlich oft. "Dass ich am Kühlschrank vorbeigehe und mal eine Scheibe Speck runterschneide, das passiert vielleicht noch zweimal öfter", gesteht Lindmair. Andere tierische Produkte, wie Butter, Käse, Eier oder Sahne seien mehrmals täglich in seiner Nahrung enthalten. "Schon alleine, weil ich gerne Käse esse, oder Müsli mit Milch, oder gerne Kaffee mit Milch." Cappuccino mit Kuhmilch trinke er im Schnitt zweimal täglich.

Während der kommenden Wochen wird Lindmair sich nun stattdessen möglichst "naturnah" ernähren - das heißt: Einerseits keine tierischen Produkte, andererseits aber auch möglichst wenige verarbeitete oder fertige Produkte. Vegane Schnitzelalternativen vom Supermarkt wird Lindmair somit vorerst nicht probieren - "weil sie einfach aus chemischen Verbindungen bestehen", sagt Lindmair. Doch Marie Hörmann und er werden stattdessen gemeinsam auf den Bauernmarkt gehen und saisonales Gemüse kaufen.

Auch ein Bewegungsprogramm und weitere Messungen haben die Stoffwechselcoaches Marie Hörmann und ihr Mann Markus für die kommenden Wochen mit Lindmair geplant. Worst Case sei, sagt Lindmair und lacht, "wenn ich tierische Produkte so vermissen würde, dass ich die vier Wochen nicht durchhalte." Doch Lindmair ist zuversichtlich: Er hat schon Spargel und Kartoffeln mit einer veganen Sauce Hollandaise gekocht, oder auch Curry in Kokosmilch. "Das war kein großer Unterschied zu vorher", sagt Lindmair.

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