Süddeutsche Zeitung

Mein Tag:"Rituale geben Stabilität"

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Rektorin Katharina Bolzmacher freut sich auf ihre Schüler

Protokoll von Marie Heßlinger, Eurasburg

Katharina Bolzmacher ist Schulleiterin der Eurasburger Grundschule. Lange haben sie und ihr Kollegium darauf hingearbeitet, dass der Unterricht in den Klassenzimmern wieder beginnen kann. Nach neun Wochen Homeschooling ist es nun soweit: Am Montag beginnt der Wechselunterricht, zunächst einmal mit viel Zeit zum Austausch, wie die Rektorin sagt.

"Wir haben die ganze Woche intensiv geplant und nur noch die offiziellen Informationen vom Kultusministerium abgewartet. Jetzt freuen wir uns, dass alles steht und wir wirklich startklar sind für Montag.

Unsere beiden ersten und vierten Klassen dürfen jeweils komplett kommen: Sie umfassen nur jeweils 15 Kinder im Schnitt. Da sind wir froh, denn gerade für die ersten Klassen, die gerade erst mit Lesen und Rechnen anfangen, und für die vierten, die vor dem Übertritt auf eine weiterführende Schule stehen, ist es gut, wenn sie täglich kommen können.

In den zweiten und dritten Klassen sind im Schnitt 20 Kinder, deshalb mussten wir sie in zwei Gruppen aufteilen. An einem Tag bekommen sie neuen Lernstoff in der Schule vermittelt, am darauffolgenden Tag machen sie Übungen dazu zu Hause. Wir haben uns mit den Eltern abgesprochen, welche Homeschooling-Tage für sie am ehesten passen. Wir haben auch eine Notbetreuung.

Was die Hygiene-Maßnahmen betrifft, sind die Kinder schon sehr gut eingeübt, die ganzen Regeln galten ja schon vor Weihnachten. Beim Abstandhalten kommt uns zugute, dass wir zwei Schulgebäude haben: Die Kleinen gehen nach Eurasburg, die Großen nach Beuerberg. Klar haben die Kleinen schon noch ein sehr großes Bedürfnis, auch mal gedrückt zu werden. Das abzuweisen, ist als Lehrer natürlich schwierig. Aber da zeigen die Kinder Verständnis.

Was jetzt im Raum schwebt, ist die Frage, wie die Kinder zurückkommen. Viele Kinder haben ja auch Sorgen, Dinge, die sie belastet haben. Es wird eine wichtige Phase sein, sie wieder aufzufangen. Das wird spannend werden, was die Kinder erzählen werden, was sie erlebt haben. Wir haben gemerkt, dass den Kindern das soziale Miteinander fehlt und dass sie ihre Freunde vermissen. Deshalb planen wir erst einmal richtig viel Zeit für die ersten zwei, drei Tage ein, in der sich die Kinder austauschen können. Man merkt durchgängig, wie sehr sich die Kinder freuen, wieder in die Klasse zu kommen. Sie freuen sich auf dieses gemeinsame Lernen mit der Klasse, und wenn der Lehrer vor Ort wieder ansprechbar ist.

Und die Lehrer freuen sich auch sehr darauf. Wir hatten einfach diese Sorge, dass einzelne Kinder zurückbleiben. Man wollte als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung stehen. Das parallele Unterrichten wird für die Lehrer jetzt auch eine Herausforderung. Aber ich denke, dass wir viel davon profitieren, dass wir uns digital so gut weiterentwickelt haben. Für die Kinder sind Rituale sehr wichtig. Die haben wir auch online aufrecht erhalten, und wollen jetzt wieder neue einführen. Das gibt den Kindern Stabilität und Sicherheit. Und für den ersten Schultag wird sich jeder Lehrer garantiert etwas ganz Besonderes überlegen.

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Quelle:
SZ vom 20.02.2021
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