Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:"JOB" macht perfekten Job

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Neues Jazz-Trio begeistert bei seiner Premiere in Penzberg

Von Sabine Näher, Penzberg

Wenn sich führende Musiker der Jazz-Szene zu einer neuen Formation zusammenfinden, ist das Interesse bei den Jazz-Freunden natürlich groß. So war die Aula der Grundschule Südstraße am Samstagabend trotz Champions-League-Finale im Fußball und Grillwetter voll besetzt, als Benedikt Jahnel, Jazz-Pianist aus Geretsried, mit zwei Kollegen zu einer "Weltpremiere" kam. Als "oberbayrischer Anker der Band", wie er sich selbst bezeichnete, stellte er Jonas Burgwinkel und Omar Rodruigez Calvo dem Publikum vor. Schlagzeuger Burgwinkel stammt aus Aachen und lebt in Köln, wo er eine Professur für Jazz-Schlagzeug an der Musikhochschule innehat. Rodriguez Calvo habe er heute tatsächlich zum ersten Mal getroffen, erzählte Jahnel schmunzelnd. Der Kontrabassist stammt aus Kuba und kam vor über 20 Jahren der Liebe wegen nach Hamburg, wo er noch immer seinen Lebensmittelpunkt hat. Jahnel selbst lebt mittlerweile in Berlin und sprach daher vom "magischen Viereck Hamburg-Köln-Berlin-Penzberg", das sich an diesem Abend manifestiere.

Kaum zu glauben, dass die Musiker trotz der jungen Zusammenarbeit auf der Bühne wie ein lange eingespieltes Team wirkten. Die erste Nummer "For the Encore", wie die meisten Stücke aus der Feder Jahnels, brachte einen sanften, verträumten Einstieg. Langsam nahm die Musik Fahrt auf, entwickelte einen Sog, der zunehmend intensiver wurde und das Publikum unweigerlich mitzog. Damit war die Feuertaufe vollzogen - und die Zuhörer begeistert. Das zweite Stück begann mit einer sprechend ausgestalteten Klaviereinleitung, mit fetzigem Rhythmus stieg das Schlagzeug ein und Calvo steuerte einen satten Bass-Sound bei. Dann setzte er zum Solo an, tief über das Instrument gebeugt, ganz der Musik hingegeben. Auch Burgwinkel am Schlagzeug versinkt ganz in sein Spiel; immer wieder schließt er die Augen und wirkt entrückt. Darauf tritt das Klavier in einen spannungsvollen Wettstreit mit dem Schlagzeug. Die beiden Musiker befeuern sich gegenseitig. Ein energiegeladener Austausch, der schließlich sanft ausplätschert. "Wow!" tönt es aus dem Auditorium, ehe der Applaus losbricht.

Er habe neulich den "perfekten Spruch für eine solche Performance" gehört, erzählt Jahnel: "Nice job!" Und einen solchen liefern die drei Jazzer noch acht weitere Nummern lang ab - zur Freude eines begeisterten Publikums.

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Quelle:
SZ vom 06.06.2017
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