Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz-Wolfratshausen:Ärzte lehnen Klinik-Pläne ab

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Sie fordern in einem offenen Brief, dass der Landkreis der Träger bleibt.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

In der Debatte um die Kreisklinik melden sich nun auch die in Wolfratshausen niedergelassenen Fach- und Hausärzte sowie die ärztlichen Vertragspartner des Krankenhauses zu Wort. In einem offenen Brief an Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) und die Kreisräte erklären die Mediziner, sie seien "fassungslos" ob der Pläne. Sie fordern den Kreistag auf, am kommenden Donnerstag die vorgeschlagene Suche nach einem strategischen Partner als Betreiber abzulehnen und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht privaten Investoren zu überlassen. Die Kreisklinik mit stationärer Grund- und Regelversorgung müsse in öffentlicher Trägerschaft bleiben.

Seit dem Verkauf der Stadtklinik Bad Tölz 2001 an die Asklepios GmbH konkurriere mit der Kreisklinik Wolfratshausen ein öffentlicher Träger im Landkreis mit einem privaten Gesundheitsdienstleister. "Dieser ungleiche Wettbewerb hat bereits zur Schließung der Geburtshilfe 2017 in Bad Tölz durch die Asklepios GmbH geführt", schreiben die 32 Unterzeichner. Die Ziele eines privaten Klinikbetreibers deckten sich nicht mit allen Aufgaben der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Bei einer Übernahme der Kreisklinik durch einen privaten Betreiber drohen aus ihrer Sicht weitere Einschränkungen des medizinischen Angebots, Personalabbau und Verschiebungen defizitärer Versorgungsbereiche in die öffentliche Hand. Die politischen Handlungs- und Lenkungsmöglichkeiten würden zudem eingeschränkt.

Aktuell stehe die Kreisklinik im wirtschaftlichen Vergleich gut da, heißt es in dem offenen Brief. "2016 wurde erstmals ein Wirtschaftsjahr ohne Defizit abgeschlossen und das schwierige Corona-Jahr 2020 konnte mit einem erträglichen Defizit von etwa 450 000 Euro abgeschlossen werden." Für die Wolfratshauser Ärzte ist es nicht schlüssig, dass es dem Landkreis alleine angeblich nicht gelingen kann, die Klinik wirtschaftlich tragfähig zu machen, dies aber einem privaten Betreiber ohne Einschränkung des Versorgungsangebotes gelingen soll.

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SZ vom 17.05.2021 / cjk
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