Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Von Leni zu Ludwig

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Die CSU Dietramszell stellt ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl vor - und überrascht die Öffentlichkeit mit dem Neffen der amtierenden Rathauschefin von der Bürgerliste

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die CSU in Dietramszell hat am Donnerstag einen Überraschungskandidaten für das Bürgermeisteramt präsentiert: Der 33-jährige Ludwig Gröbmaier, Neffe der amtierenden Bürgermeisterin Leni Gröbmaier, wird gegen Josef Hauser von der Freien Wählergemeinschaft (FW) antreten. Leni Gröbmaier (Bürgerliste Dietramszell, kurz BLD) tritt nach zwei Amtsperioden nicht mehr an. Der Ortsvorstand sei sich einig gewesen, dass für die vielen langfristigen Projekte ein junger Kandidat wichtig sei, der für Kontinuität sorge, sagte Ortsvorsitzender und Zweiter Bürgermeister Michael Häsch. Häsch selbst war im Jahr 2014 mit nur zwei Stimmen gegen Leni Gröbmaier unterlegen. Dass er nun nicht erneut kandidiert, was von vielen erwartet wurde, begründete er so: Er sei mit seinem Geflügelhof stark eingespannt, zudem werde er im kommenden Jahr 60 Jahre alt. Damit wäre nur eine Amtsperiode möglich gewesen.

Mit Ludwig Gröbmaier habe man einen Kandidaten gefunden, der nicht nur jung sei, sondern auch Ahnung von betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen habe. "Der Ludwig ist ruhig und besonnen", sagte Gemeinderat Thomas Bachmeier. Das sei wichtig, um "Ruhe ins Rathaus zu bringen", das unter hoher Fluktuation leide. Der Ortsverband stehe geschlossen hinter dem Kandidaten, der Mitte Dezember offiziell nominiert werden soll. Der gelernte Zimmerer Gröbmaier ist verheiratet, hat einen zweijährigen Sohn und lebt in Jasberg. Er ist staatlich geprüfter Holztechniker und hat eine Ausbildung zum Landwirt an der Akademie für Land- und Almwirtschaft in Miesbach, sowie ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule München absolviert. Seit 2009 arbeitet der 33-Jährige als Bauleiter bei einer Münchner Hausverwaltung. Er ist Mitglied beim Trachtenverein und bei der Blasmusik Baiernrain und stellvertretender Vorsitzender der Pfarrgemeinde Steingau-Baiernrain. Seit dem Jahr 2007 ist er Mitglied im CSU-Ortsverband, außerdem Beisitzer im Kreisverband der Jungen Union.

Am Donnerstag umriss Gröbmaier seine politischen Ziele bereits recht konkret. Wichtig sei die Schaffung von Wohnraum für Jung und Alt, Einheimischenmodelle seien seiner Ansicht nach ein probates Mittel. "Die Gemeinde hat viele Grundstücke im Eigentum", sagte Gröbmaier. Dort sollten verstärkt kommunale Wohnungen gebaut werden. Vor allem Wohnungen für Mitarbeiter, etwa für Kindergärtnerinnen, solle die Gemeinde zur Verfügung stellen, um auf dem ausgedünnten Arbeitsmarkt einen Standortvorteil zu haben. Damit gemeindliche Bautätigkeiten umgesetzt werden könnten, hält er eine zusätzliche Stelle im Bauamt für nötig. Die Entwicklung der Gemeinde müsse aber "mit Augenmaß geschehen", sagte Gröbmaier. Auch die Energiewende will er vorantreiben: Hackschnitzelheizanlagen für kommunale Gebäude seien der richtige Weg, auch müsse überlegt werden, ob der gemeindliche Fuhrpark auf wasserstoffbetriebene Fahrzeuge umgestellt werden könne. Gröbmaier warb für einen Ausbau des Nahversorgung. Einzelhändler litten unter der Konkurrenz durch das Internet. Sie müssten von der Gemeinde unterstützt werden; Baustellensperrungen, wie derzeit im Bereich Obermühltal-Schönegg, müssten "möglichst verträglich" gestaltet werden. Der CSU-Kandidat sprach sich für eine Stärkung der heimischen Landwirtschaft aus. Der Dialog zwischen Verbrauchern und Bauern müsse verbessert und alternative Einkommensquellen, wie etwa Hofcafés, von der Gemeinde genehmigt werden. Gestärkt werden müssten auch Gewerbe, Handel und Tourismus. "Wenn ein Betrieb wachsen möchte, dann müssen Flächen zur Verfügung gestellt werden", sagte Gröbmaier. Die Gemeinde müsse aktiv auf Veränderungen reagieren. Sich in eine "Glasglocke" zurückzuziehen sei der falsche Weg.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2019
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