Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Eine Ohrfeige für die CSU

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Die Partei wird sich fragen müssen, ob der Grund für die Verluste wirklich nur der falsche Kanzlerkandidat war

Von Florian Zick

Der große Scholz-Effekt - er ist für die SPD im Landkreis ausgeblieben. Während die Sozialdemokraten auf Bundesebene den Sommer über eine fulminante Aufholjagd hingelegt haben, stieg der rote Balken im hiesigen Wahlkreis wieder nur auf gut 13 Prozent. Das ist im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren zwar eine deutliche Steigerung. 2017 kam die schwächelnde Kreis-SPD nicht einmal ganz auf elf Prozent. Den weiteren Absturz hat die einstige Volkspartei damit erst einmal aufgehalten. Nach einer klaren Trendumkehr sieht das Ergebnis aber auch nicht aus. Denn auch, wenn der Landkreis noch nie eine SPD-Hochburg war, so ist es doch immer noch eines der schlechtesten Ergebnisse bei einer Bundestagswahl.

Bei den Sozialdemokraten wird man sich damit trösten, dass auch die CSU dieses mal eine ordentliche Ohrfeige kassiert hat. Für die Schwarzen ist der Landkreis eigentlich ein verlässlicher Wählerlieferant. Auch dieses Mal liegt der Stimmanteil mit gut 34 Prozent über dem bayernweiten Schnitt. Aber auch im Landkreis hat die Partei empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren hat die CSU im Landkreis rund sieben Prozentpunkte eingebüßt. Ein Teil der Stammklientel hat sein Kreuzchen dieses Mal woanders gemacht, wie es aussieht, vor allem bei den Freien Wählern.

Der CSU-Kreisvorsitzende Thomas Holz und seine Vorstandskollegen werden sich fragen lassen müssen, ob es tatsächlich nur daran lag, dass für die im ländlichen Raum oft auch patriotisch eingestellten konservativen Wähler mit Armin Laschet einfach der falsche Unions-Spitzenkandidat auf dem Kanzlerticket stand. Oder ob nicht doch auch kommunalpolitische Themen wie die Debatte um die Zukunft der Wolfratshauser Kreisklinik den Wähler dazu veranlasst haben, der CSU einen Dämpfer zu verpassen.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2021
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