Süddeutsche Zeitung

Mord in Königsdorf:Doppelmord von Höfen: Polizei setzt 10 000 Euro Belohnung aus

Lesezeit: 2 min

Von Claudia Koestler, Königsdorf

Noch gibt es keine heiße Spur im Fall des Doppelmordes von Höfen bei Königsdorf. Zur Aufklärung des Gewaltverbrechens hat die Polizei deshalb eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Neue Informationen und neue Zeugen erhoffen sich die Ermittler der Sonderkommission (Soko) Höfen auch von der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst", in dem der Fall am Mittwochabend vorgestellt werden sollte. Die Polizei geht derzeit von mindestens zwei Tätern aus, die möglicherweise nach der Tat blutverschmierte Kleidung getragen haben. Zeugen könnten nach Freitagabend Personen gesehen haben, die nahe dem Tatort oder an Verbindungsstraßen, Parkplätzen oder Tankstellen Blutflecken an der Kleidung hatten.

Des Weiteren suchen die Ermittler auch nach Personen und Fahrzeugen, die augenscheinlich nicht ins Ortsbild passten. Die schwer verletzte Hausbesitzerin hatte zudem überregionale Kuraufenthalte. Die Soko Höfen bittet deshalb Personen, welche die 76-jährige Königsdorferin bei so einer Gelegenheit kennengelernt haben, sich zu melden, um weitere Informationen zum Opfer zu gewinnen.

Zu der "überaus schockierenden und brutalen Tat", die laut Polizeipräsident Robert Kopp zumindest in jüngerer Zeit in der Region ohne Beispiel ist, ermittelt inzwischen auch Alexander Horn, einer der bekanntesten deutschen Kriminalbeamten und Fallanalytiker, auch "Profiler" genannt. Der 1973 in Bad Tölz geborene Ermittler leitet seit 1998 die Dienststelle für Operative Fallanalyse (OFA) Bayern im Münchner Polizeipräsidium, eine Spezialeinheit mit etwa 15 Beamten für schwer aufzuklärende Fälle.

Mit Erfolg: Den Spezialisten gelang unter anderem durch Studien zu den Tatumständen, den sogenannten Maskenmann dingfest zu machen, einen der meist gesuchten Serienmörder des Landes, der in den Neunzigerjahren drei Buben getötet hatte. Horn und sein Team erkannten zudem per Analysen und Täterprofilen als erste den rechtsextremen Hintergrund der NSU-Morde.

Details zum Tathergang in Königsdorf hält die Polizei indes weiter unter Verschluss, um die Ermittlungen nicht zu konterkarieren. Den Tatzeitraum jedoch können sie inzwischen etwas näher eingrenzen: War die Polizei zunächst davon ausgegangen, dass der Raubmord zwischen Mittwochabend und dem frühen Samstagmorgen begangen wurde, nennt Polizeisprecher Jürgen Thalmeier nun die Nacht zum Freitag als letztmöglichen Zeitpunkt, an dem die Täter in das Einfamilienhaus eingedrungen sein müssen und die beiden Rentner erschlagen haben.

Das wiederum heißt auch, dass die Überlebende mindestens zwei Tage lang schwerst verletzt in dem Haus gelegen hat, ehe sie von der Polizei aufgefunden wurde. Der Zustand der 76-Jährigen ist zwar nach Angaben von Thalmeier stabil. Doch die Täter seien eben "äußerst brutal vorgegangen", sagt er, weshalb die Rentnerin noch immer nicht vernehmungsfähig sei. Sie stehe aber sowohl unter ärztlicher Kontrolle als auch unter Polizeischutz.

Ob und was die Täter bei dem Raubmord aus dem Einfamilienhaus gestohlen haben, ist noch unklar. Doch sie hätten offenbar das ganze Haus nach Wertgegenständen durchsucht, heißt es. Auch hierzu sei die Aussage der einzigen lebenden Zeugin wichtig. Derzeit läuft Thalmeier zufolge die Befragung der Angehörigen der Opfer weiter, auch um den Tatzeitraum weiter eingrenzen zu können, sagt der Polizeisprecher.

Ermittelt werde in jede Richtung. Insbesondere werde Aussagen von Zeugen nachgegangen, die in den Tagen vor der Tat Fahrzeuge mit osteuropäischen Kennzeichen in Höfen und der Umgebung gesehen haben wollen. Die Spurenlage am Tatort selbst zeichnet sich dem Sprecher zufolge noch immer äußerst komplex ab. "Sie zu sichern wird voraussichtlich bis Ende der Woche dauern", sagt Thalmeier. Dann erst könne mit der Auswertung der Spuren seitens des Landeskriminalamtes und des Instituts für Rechtsmedizin begonnen werden.

Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 0881/640-123 entgegen.

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SZ vom 02.03.2017
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