Süddeutsche Zeitung

Königsdorf:"Falsch im System Niedermaier"

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Anton Demmel tritt aus der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag aus - aufgrund gefühlter Attacken auf seine Person

Von CLAUDIA KOESTLER, Königsdorf

"Loyalität zum Landrat, das kann und will ich nicht mehr bringen", sagt der Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel. Weil er sich persönlich angegriffen und durch das Landratsamt diskreditiert fühlt, ist er am Montag aus der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag ausgetreten. Für ihn sei "nicht mehr tolerierbar, was vorgefallen ist".

Doch was das genau war, blieb auch im Pressegespräch am Mittwoch schwer fassbar. "Wenn ich alles sagen würde, glaubt mir das keiner, das muss man erlebt haben", sagte Demmel. Nur so viel ließ er durchblicken: Er habe ein internes Schriftstück aus dem Landratsamt, in dem es heiße, es solle nach strafrechtlich relevanten Hinweisen in der Amtsführung von Demmel gesucht werden. Der Presse wollte er das Schriftstück allerdings nicht vorlegen. Dafür nannte er weitere Beispiele, die er als Versuche wertet, ihm persönlich zu schaden: Eine Bußgeldanhörung aufgrund einer nicht gemeldeten Wasserprobe etwa, die sich später als unnötig herausstellte. Oder eine Probenanordnung just einen Tag nach einem Fernsehbericht über das Trinkwasser. Zudem hätte das Landratsamt der Gemeinde geraten, dem Kommunalen Prüfungsverband beizutreten, weil das Amt dafür nicht genug Personal habe. Nun stehe Königsdorf aber doch eine Rechnungsprüfung durch die Aufsichtsbehörde ins Haus. "Ist das alles Zufall?", fragte sich Demmel. Er sah darin Versuche, "vom eigentlichen Schauplatz abzulenken", nämlich der Arbeit des Landrats: "Chaos, Desaster, das Regulativ versagt", so fasste er am Beispiel Königsdorfer Wasser zusammen.

Unterschiedliche Meinungen hätten er und Josef Niedermaier bereits länger, etwa beim Verteilungsschlüssel im Tourismus, im Haushalt oder bei der Sparkasse. In der Summe fühle er sich deshalb inzwischen "falsch im System Niedermaier". Und er habe eben den Eindruck, dieser wolle ihn "persönlich und privat vernichten". Er hoffe allerdings "dass der Landrat einfach überfordert ist. Wenn nicht, dann wäre es Absicht, und das wäre noch schlimmer."

Auf die Sitzverteilung in den Ausschüssen habe sein Ausstieg keine Bedeutung, das habe er vorab geklärt. Auch glaubt Demmel nicht, dass sein Schritt Auswirkungen auf die Trinkwassersituation haben könnte, sprich, der Bruch die Situation verschärfen könnte. Dafür habe er nun mit seinem Austritt einen "Freifahrtschein für die eigene Meinung". Spekulationen, es treibe ihn in eine andere Partei, wischte er noch vom Tisch: "Ich entscheide mich nicht für etwas anderes, sondern gegen etwas", stellte Demmel fest. Es gäbe derzeit keine Sondierungsgespräche, allerdings fügte er an, "dass es schon irgendwann in eine Richtung gehen wird".

Landrat Josef Niedermaier zeigt sich zwar nicht vom Austritt an sich überrascht, wohl aber von den Gründen: "Die Vorwürfe verstehe ich überhaupt nicht. Es gibt definitiv kein solches Schreiben", betonte er. Die Bußgeldanhörung sei ein normaler Vorgang: "Deshalb fange ich doch keinen Streit an". Es hätte auch keine persönlichen Animositäten zwischen ihnen gegeben, er habe vielmehr stets darauf geachtet, jeden gleich zu behandeln. "Und wenn es persönliche Probleme gibt, bin ich doch jederzeit bereit, das zu diskutieren." Der Landrat sagt sogar, Demmels Rückzug aus der Fraktion sei "schade, denn er war ein Gewinn".

Dass Demmel ihn jedoch im Amt "überfordert" nennt, weist er entschieden zurück: "So eine Behauptung spricht doch für sich selbst."

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SZ vom 29.01.2015
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