Süddeutsche Zeitung

Geretsrieder Politik:Raus aus der Altersfalle am Johannisplatz

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Quartiersmanager soll sich für Belange der Älteren einsetzen

Von Susanne Hauck, Geretsried

Der Geretsrieder Johannisplatz ist ein spezielles Pflaster. Nicht nur, weil der derzeitige Bürgermeister der Stadt hier wohnt. Entstanden ist der Platz mit seinen typischen mehrgeschossigen Wohnblöcken in den 1970er Jahren. Viele Bewohner waren jung, als sie in die dicht bebaute neue Siedlung zogen. Heute sind sie längst im Rentenalter. Aber wenn sie krank sind, können sie sich nicht mal mehr ihre Tabletten in der Apotheke vorm Haus holen, weil die mittlerweile leer steht. Der demografische Wandel, der im ganzen Land spürbar ist, hat auch den Johannisplatz voll erwischt.

Die Stadt Geretsried, die das Viertel bereits vor einigen Jahren als Teil des Programms Soziale Stadt baulich aufgewertet hat, will nun mit Hilfe eines weiteren Quartiersmanagers die Weichen für eine altersfreundlichere Umgebung stellen. Es braucht ein neues Konzept mit Pflege- und Unterstützungsangeboten, Barrierefreiheit, Nahversorgung und Begegnungsmöglichkeiten, damit die Senioren weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben können.

Der Stadtrat stimmte am Dienstag geschlossen dafür, einen Förderantrag im Rahmen der Richtlinien "Selbstbestimmt Leben im Alter" (SeLA) zu stellen. Dabei bezuschusst der Freistaat Bayern seniorengerechte Konzepte mit insgesamt bis zu 80 000 Euro für maximal vier Jahre. Die Stadt übernimmt einen Eigenanteil von zehn Prozent. Dafür könne man einen Sozialpädagogen mit einer Drittelstelle finanzieren, sagte Annegret Schefold von der Koordinationsstelle Wohnen im Alter, die Kommunen bei der Antragstellung berät und gute Chancen für die Bewilligung der Gelder sah.

Zwar habe die Stadt schon seit vielen Jahren erfolgreich einen Quartiersmanager vor Ort eingesetzt. "Aber durch die veränderte Altersstruktur stehen neue Themen im Fokus." Stadträtin und Sozialreferentin Sabine Lorenz sah angesichts der angespannten städtischen Haushaltslage eine "einmalige Chance" in der geförderten Hilfestellung, auch Seniorenreferentin Sabine Gus-Mayer (beide CSU) brach eine Lanze dafür. "Wir müssen beim Johannisplatz mit seiner überalterten Gesellschaft in diese moderne Form der Seniorenarbeit einsteigen", appellierte sie an das Gremium.

In den kommenden Monaten sollen Expertengespräche mit den zuständigen Stellen bei Stadt und Landratsamt, sozialen Trägern und der Wohnungsbaugenossenschaft die entsprechenden Ideen für ein zukunftsträchtiges Quartierskonzept zusammentragen.

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SZ vom 28.01.2021
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