Süddeutsche Zeitung

Schwimmbad-Projekt:Neue Chancen für ein Hallenbad

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Geretsried will der Wolfratshauser Initiative Zeit für ein Bürgerbegehren geben. Und Bürgermeister Heilinglechner bietet auf einmal neue Gespräche über ein gemeinsames Spaßbad an - das an das gescheiterte "Spaladin" erinnert.

Von Claudia Koestler, Geretsried/Wolfratshausen

Nach dem Aus ist vor dem Neustart: Plötzlich mehren sich die Chancen, dass ein großes, gemeinsames Bad in Geretsried doch noch realisiert werden könnte. "Ja, wir möchten ein Bad und ja, wir möchten es gerne mit der Stadt Geretsried bauen", erklärte zum einen Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner am Donnerstag mit Nachdruck bei der Monatsversammlung der Bürgervereinigung. Die geschlossene Ablehnung seiner Fraktion an der Betriebskostenbeteiligung sei kein grundsätzliches Votum gegen ein gemeinsames Bad gewesen. Vielmehr sei es eine Konsequenz, weil der Loisachstadt nicht tragbare Konditionen von Seiten Geretsrieds vorgelegt worden seien.

Heilinglechners gemeinsames Wunsch-Hallenbad soll sogar größer werden als bisher angenommen: Denn nicht die Beteiligung an einem reinen Schulsportschwimmbad, wie von Geretsried bislang geplant, sondern an einem Spaßbad ist in seinen Augen sinnvoll. "Nur eine Kombination aus einem modernen Sport-, Spaß- und Familienbad würde unserer Meinung nach zukunftsweisend sein und käme natürlich auch dem Tourismus zugute", sagte Heilinglechner. "Wenn wir für die nächsten circa 40 Jahre Geld ausgeben, dann doch besser für ein Projekt, welches auch die Bedürfnisse von Familien und Senioren abdeckt", forderte er. Sein Vorschlag für diese in seinen Augen "wirklich interkommunale Lösung": Der gemeinsame Bau eines solchen Hallenbades "in der Mitte der beiden Mittelzentren", wie der Wolfratshauser Rathauschef bei der Versammlung sagte. Was nach einer Wiederauflage eines "Spaladin" auf Geltinger Flur klingt, sollten die beiden Kommunen dann "mit gleichen Rechten und Pflichten und einer gemeinsamen Finanzierung und Kostenaufteilung" stemmen - und "in Kombination mit einem privaten Freizeit- und Spaßbadbetreiber" als Investor.

Zur Erinnerung: Das "Spaladin" war ein 100-Millionen-Euro-Projekt östlich des Gewerbegebietes Gelting. Der saudische Investor Adnan Zainy wollte dort das weltgrößte Day-Spa im orientalischen Stil errichten.

Doch das Projekt platzte: Der Scheich ließ 2013 die Frist für den Kauf der Fläche verstreichen. So weit wie Heilinglechner will sich sein Geretsrieder Amtskollege Michael Müller (CSU) nicht aus dem Fenster lehnen. Aber auch er lässt inzwischen zumindest eine Option für die Rettung eines großen Hallenbads offen. Müller will nämlich nun doch auf ein geplantes Bürgerbegehren in Wolfratshausen warten. Darum hatten ihn die Initiatoren des Bürgerbegehrens am Donnerstag in einem persönlichen Gespräch gebeten. Nach dem rund einstündigen, "sehr produktiven interkommunalen Austausch" habe sich Müller gegenüber den Initiatoren bereit erklärt, "Wolfratshausen die Tür noch einen Spalt offen zu halten", schreibt Stephanie Hanna-Necker. Sie hoffen nun, dass der Geretsrieder Stadtrat bei seiner Sitzung am kommenden Dienstag diese Haltung teilt. Denn dann will Müller eigentlich die Planung für ein eigenes, kleines Bad vorlegen. Sein Vorschlag an den Stadtrat für ein eigenes Hallenbad "beinhaltet ausdrücklich die Erarbeitung von Alternativen", erklärte Müller. "Wenn sich durch dieses Bürgerbegehren eine weitere Alternative bietet, werden wir diese ebenso besprechen", sagte er. Das persönliche Gespräch hat inzwischen auch Heilinglechner mit Müller gesucht. Landrat Josef Niedermaier war ebenfalls bei dem Treffen am Freitag zugegen. Konkrete Ergebnisse oder Beschlüsse hätten sich daraus aber noch nicht ergeben, sagte der Geretsrieder Pressesprecher Thomas Loibl.

Dass nicht nur die Wolfratshauser Bürgerschaft und der Stadtrat gespalten sind, sondern auch die Stimmung zwischen den Rathäusern der Mittelzentren angespannt ist, war im Verlauf der Bürgervereinigungsversammlung nicht zu überhören. Sowohl Heilinglechner als auch Helmut Forster verwiesen auf Müllers Neuberechnungen, eine fehlenden Ausstiegsklausel, unklare Folgekosten und Geretsrieds Federführung als Grund für das Wolfratshauser Abstimmungsergebnis. "Geretsried wäre Bauherr, Eigentümer und Betreiber, Wolfratshausen hätte nichts zu melden. Das war immer die knallharte Aussage. Das halte ich persönlich für eine einseitige Kündigung des Vertrauensverhältnisses", sagte Forster. Der Bürger Tilo Scheck hingegen fand diese Erklärungen zu wenig lösungs- und zukunftsorientiert. "Ich erlebe Wolfratshausen reaktiv, es ist immer ein Neinsagen und ich bin sehr frustriert, dass wir uns so isolieren", beklagte er.

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SZ vom 24.09.2016
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