Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Stets im Dienst

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Stadt Geretsried verleiht Bürgerpreis an früheren Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak

Von Felicitas Amler, Geretsried

Als Ende der Sechzigerjahre zwei Feuerwehrleute bei Familie Sydoriak in Waldram läuten, ahnt der damals 14-jährige Sohn Christian noch nicht, was das für ihn bedeutet. Er entscheidet sich, dem Anwerben zu folgen und selbst zur Freiwilligen Feuerwehr zu gehen. Heute blickt er nicht nur auf Jahrzehnte aktiven Dienst und mehr als 15 Jahre als Kommandant der Geretsrieder Wehr zurück. Es liegen auch 18 intensive Jahre hinter ihm, in denen er - ehrenamtlich - enorme Verantwortung getragen hat. Sydoriak war bis Anfang des Jahres Kreisbrandinspektor für den Norden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Einer, der dieses Amt sehr ernst genommen hat: stets abrufbar, immer nüchtern und einsatzbereit, selbst im Urlaub mit dem Kopf noch ein wenig dort, wo er seine Pflicht sah. "Das war schon immer meine Devise", sagt der heute 63-Jährige, "wenn ich mich für etwas entschieden habe, bin ich mit ganzem Herzen dabei oder ich höre auf." Die Stadt Geretsried hat ihm für sein Engagement jetzt den Bürgerpreis verliehen.

Ausbildung und technische Ausrüstung, Alarmpläne und Leistungsprüfungen - all dies gehört zu den Aufgaben der Kreisbrandinspektion. Bei unzähligen Großeinsätzen war Sydoriak dabei: Er denkt an schreckliche Verkehrsunfälle mit vielen Toten ("Die Bilder bleiben"), aber auch an Einsätze mit gutem Ausgang. Einmal seien sie draußen gewesen, um einen vermissten kleinen Jungen zu suchen: "Mit Manpower und der Lichtgiraffe." Rund um Schloss Eurasburg sei es gegangen, schließlich immer an der Autobahntrasse entlang. "Irgendwann hieß es, er ist gefunden, und er hat dann erzählt, wie er das Licht gesehen und sich hingelegt hat."

Seit Anfang der Siebzigerjahre lebt Sydoriak in Geretsried. Er ist gelernter Fachkaufmann für Vorratswirtschaft und hat zuletzt als Personalreferent bei Rudolf Chemie gearbeitet. Auch sein erster aktiver Feuerwehreinsatz war auf Geretsrieder Flur: ein Bauernhofbrand in Gelting. Woran er sich erinnert? "Wahrscheinlich haben wir versucht, eine Brandwand zu halten", sagt er, aber Details sind längst verschwommen. Sydoriak scheint auch nicht gerne über eigene Befindlichkeiten zu sprechen. Inzwischen gebe es ja die Möglichkeit der psychosozialen Nachsorge für die Retter, sagt er. Und das sei heute auch "viel mehr notwendig". Warum? "Die Leute sind nicht mehr so dickhäutig." Er sorgt sich, weil nicht mehr so viele Jugendliche zur Feuerwehr gingen. Früher sei eben auch das Zusammengehörigkeitsgefühl besser gewesen, ist seine These. Die Geretsrieder Feuerwehr stehe aber noch gut da, sie habe ja auch eine gute Jugendausbildung, so Sydoriak.

Er selbst ist froh, dass er sich jetzt nicht mehr nach Dienstplänen richten muss, und zwei Kurzurlaube mit seiner Frau hat er auch schon geplant: Titisee und Lanzarote. Die Familie habe schon sehr zurückstecken müssen in all den Jahren, sinniert er - umso mehr habe nun der erste Enkel "Priorität". Und was bedeutet ihm der Bürgerpreis? Sydoriak zuckt die Achseln: "Wenn's denn sein muss."

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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