Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Hilfen für Schulkinder

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Geretsrieder Stadtrat fördert Hausaufgabenbetreuung

Von Felicitas Amler, Geretsried

Hausaufgabenbetreuung und Assistenz im Klassenzimmer sind an heutigen Schulen wichtige Elemente. Der Sozialausschuss des Geretsrieder Stadtrats hat deswegen am Donnerstag Zuschüsse von zusammen rund 31 000 Euro genehmigt. Laut Sitzungsvorlage haben an der Karl-Lederer-Grundschule rund 58 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Dazu kämen Mädchen und Buben, die sich aus anderen Gründen mit dem Lernen schwerer tun. Es wird hier von "individuellen Lerndefiziten" gesprochen. Für all diese Schülerinnen und Schüler sei die Hausaufgabenbetreuung ein "Erfolgsmodell", erklärte Schulreferentin Heidi Dodenhöft (FW). Das Geld, das die Schule von der Stadt dafür brauche - rund 14 000 Euro - sei gut angelegt. Der gleiche Betrag wird im Übrigen vom Förderverein der Schule zugeschossen.

Elmar Immertreu (Geretsrieder Liste) sah sich bei diesem Thema dazu aufgerufen, auf den umstrittenen Bestseller von Thilo Sarrazin, "Deutschland schafft sich ab", zu verweisen, den er gelesen habe. Sarrazin vertrete ja die Meinung, diese Kinder müssten ihren Eltern weggenommen werden, sagte er. Immertreu trug außerdem eine privat erlebte Anekdote bei, in der ein türkischer Vater bildungsverachtend über seine Tochter gesprochen habe.

Heidi Dodenhöft mochte diese Äußerungen nicht so stehen lassen. Sie sagte, die Eltern seien oft verzweifelt, dass sie selbst ihren Kindern beim Hausaufgabenmachen und Lernen nicht helfen könnten. "Wir sind in der Bringschuld, wir wollen, dass die Kinder weiterkommen."

Die Mittelschule Geretsried gelte, so die Stadtverwaltung, wegen hoher Fallzahlen beim Jugendamt im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen bereits als "Brennpunktschule". Dort gehe es nicht nur um die Kinder von Flüchtlingen, sondern auch um jene, deren Familien aus Osteuropa zugezogen seien. Sie alle müssten zum Erlernen der deutschen Sprache und zum Kennenlernen der Kultur angeleitet werden. Ohne Assistenzkräfte sei ein geregelter Unterricht kaum möglich. Zwei zusätzliche werden benötigt; die Stadt Geretsried fördert diese Kräfte mit rund 17 000 Euro pro Schuljahr.

Auch hier schaltete sich Elmar Immertreu mit allgemeinen Bemerkungen zur Lage ein. Er kritisierte das berühmte "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel und sagte, es könne nicht sein, "dass der Bund uns so ein Ei legt". Er müsse sich dann halt auch an den Kosten beteiligen, meinte der Sprecher der Geretsrieder Liste. Das sei gar nicht möglich, erwiderte indes Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) und kündigte an, zur Klärung und Information in einer der nächsten Sitzungen des Stadtrats das geltende Fördersystem für Schulen aufzuzeigen.

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Quelle:
SZ vom 21.07.2020
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