Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Auf der Suche nach dem Brandstifter

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Seit der Nacht auf den 1. Mai haben in Geretsried drei Autos gebrannt. Die Polizei tappt im Dunkeln.

Von Thekla Krausseneck

Um vier Uhr morgens gab es an Christi Himmelfahrt einen Knall, der Sascha Jansen ( Namen geändert) aus dem Schlaf holte. Er schaltete das Licht ein, stand auf und ging durch das Haus, auf der Suche nach der Ursache. Erst als er aus dem Fenster sah, bemerkte er die Flammen: Am Straßenrand gegenüber brannte ein Auto. Jansen wählte die 112.

Seine Frau Julia Jansen wartete auf dem Balkon; sieben bis zehn Minuten brauchte die Feuerwehr bis in die Schlesische Straße in Geretsried, eine Zeitspanne, die für Jansen eine Ewigkeit umfasste. Der brennende Wagen war ein Mercedes, der Nachbarn im Haus gegenüber gehörte. Der Brandherd befand sich im Bereich der Motorhaube, ein direkt davor stehender BMW wurde am Heck in Mitleidenschaft gezogen. "Ich dachte an das Benzin, den Tank, und hatte Angst, er könnte in die Luft fliegen", sagt Jansen. "Die Häuser rundum wären sicher auch davon betroffen gewesen."

Noch zweimal knallte es, "wie Pistolenschüsse", erinnert sich Jansen. Mit jedem Knall schlugen die Flammen höher, bis sie so hoch waren "wie das Haus". Die Feuerwehrleute kamen mit zwei Einsatzwägen und bewegten sich mit Atemschutzmasken durch den dichten Qualm, durch den Jansens das Feuer kaum noch erkennen konnten. "Alles war wie im Film. Ich dachte, das gibt es nicht." Nach Tagesanbruch zeichnen festgewordene Spuren geschmolzenen Gummis den Asphalt. Ein Ahorn vor dem Haus lässt straßenseitig die vertrockneten und eingerollten Blätter hängen.

Die Kriminalpolizei Weilheim ermittelt wegen Brandstiftung in nunmehr drei Fällen, die sich seit der Nacht zum 1. Mai im Geretsrieder Stadtteil Gartenberg ereignet haben. Die ersten beiden Autos wurden in der Freinacht angezündet: Ein Mercedes konnte gerade noch vor dem Ausbrechen eines Brands bewahrt werden, ein Toyota brannte dagegen vollständig aus.

Die Vorgehensweise deute darauf hin, dass es sich in beiden Nächten um denselben Täter handelte, sagt Polizeihauptkommissar Roman Hörfurter von der Polizeipräsidium Oberbayern-Süd in Rosenheim. Gefunden werden konnte er bislang nicht. Die Kripo Weilheim gehe jedoch fest davon aus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Der Sachschaden liegt bei dem zerstörten Mercedes nach Schätzungen der Polizeiinspektion bei rund 100 000 Euro. Das ist deutlich höher also als bei den in der Freinacht beschädigten Wägen, bei denen sich der Schaden auf 4500 Euro summiert.

In der Nachbarschaft sitzt der Schreck tief. Sie habe Angst, sagt eine Anwohnerin. Ihr eigenes Auto stehe zwar überdacht am Haus, abseits der Straße. Aber das sei kein Hindernis, schließlich könnten die Täter über das Gartentor klettern. Würde ihr Auto brennen, das Feuer könnte aufs Haus überspringen. Auch der Drang zur Spekulation ist groß. Einen Anschlag vermutet etwa Jansen, der den Brand als erster bemerkte: "Vielleicht waren es Neider. Es wundert mich, dass gerade das teuerste Auto in der Straße angezündet wurde." Der Eigentümer des brennenden Fahrzeugs betreibe in der Gegend eine Gastwirtschaft, weshalb die Vermutung, Neid sei das Motiv gewesen, seiner Meinung nach nahe liegt. Sowohl der Mercedes, als auch der BMW gehörten der Familie, sagt Andreas Guske, Pressesprecher in Rosenheim. Hörfurter zufolge ist jedoch ein gezielter Anschlag auf die Familie nicht anzunehmen. Auch nicht, dass es der Täter bewusst darauf anlegte, den BMW ebenfalls zu beschädigen.

Die Gefahr einer Explosion habe zu keiner Zeit bestanden, wie Hauptkommissar Hörfurter betont. Auf Jansens Notruf hin sei ein "Großaufgebot der Feuerwehr" angerückt, die das Feuer rasch unter Kontrolle gebracht habe, und zwar noch bevor die Polizei eintraf.

Anschließende Gespräche mit den Experten der Feuerwehr hätten ergeben, dass eine Evakuierung nicht notwendig gewesen sei, so Hörfurter. Auch habe nie die Gefahr bestanden, dass die Flammen auf die Häuser überspringen könnten. Die Täter sind noch auf freiem Fuß. "Wir tun alles, um die Täter zu finden", versichert Hörfurter.

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Quelle:
SZ vom 11.05.2013
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