Süddeutsche Zeitung

Gemeinderatsbeschluss:Kindergarten statt Wirtshaus

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Um den Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken, wird der ehemalige Gasthof Post in Lenggries zur zweigruppigen Kita

Von Petra Schneider, Lenggries

Nachdem die Wiederbelebung einer Wirtschaft im ehemaligen Gasthof Post in Lenggries gescheitert ist, soll dort im Erdgeschoss ein Kindergarten entstehen. So hat es der Gemeinderat im August mehrheitlich beschlossen, nachdem sich weder für eine große noch eine kleine Gastronomie ernsthafte Interessenten gemeldet hatten. Bedarf für einen weiteren Kindergarten gibt es indes. Denn wie Geschäftsleiterin Heidi Kiefersauer am Montag im Gemeinderat erklärte, stehen in Lenggries insgesamt 243 Plätze zur Verfügung. Betreut würden derzeit aber tatsächlich 258 Kinder. Die Lücke habe heuer nur geschlossen werden können, weil es in Wegscheid weniger Anmeldung für die Krippe gab, die für ein Jahr vorübergehend zur Kindergartengruppe wurde.

Die Bedarfsprognose, die die Gemeinde alle zwei Jahre erstellt, sieht künftig einen weiter steigenden Bedarf. Denn pro Jahrgang rechne man mit 97 Kindern, die im Schnitt drei Jahren den Kindergarten besuchen; dies habe auch die jüngste Elternbefragung im Mai bestätigt. Das ergebe insgesamt 291 Kinder, die gleichzeitig betreut werden müssten, sagte Kiefersauer. Macht bei den vorhandenen 243 eine Lücke von 48 Plätzen. Diese sollen nun in einem zweigruppigen Kindergarten im ehemaligen Gasthof Post geschaffen werden. Die Regierung von Oberbayern gewähre einen Fördersatz von durchschnittlich 85 Prozent, sagte Kiefersauer. Ein entsprechender Antrag müsse spätestens bis Ende August 2019 eingereicht und die Investition im Juni 2022 abgeschlossen sein.

Die Umplanungen für einen Kindergarten im Erdgeschoss sind laut Bauamtsleiter Anton Bammer "intensiv in der Arbeitsgruppe diskutiert worden". Demnach soll im ehemaligen Biergarten im Süden eine umzäunte Freifläche mit Spielgeräten für die Kinder entstehen. Ein neuer Zugang könnte auf der Westseite des Gebäudes geschaffen werden, der unmittelbar von den Parkplätzen und den neuen Fahrradstellplätzen erreichbar ist. Zwei zusätzliche Fenster sind auf der Westseite geplant, "was dem Gebäude optisch gut tut", wie Bammer sagte. Der Eingang zu den übrigen Bereichen soll barrierefrei von der Marktstraße aus erfolgen. Im ersten Stock wird der ehemalige Postsaal wiederhergestellt, im zweiten Obergeschoss sind Büros und Praxen geplant, im Dachgeschoss zwei Wohnungen.

Günter Haubner (FWG) sprach sich gegen den Standort aus: "Ein Kindergarten mitten im Ort ist nicht das, was ich mir vorstelle." Ideen für einen Kindergarten in der "Post" seien nicht neu, wandte Bürgermeister Werner Weindl (CSU) ein. Bereits vor vier Jahren habe man dem Gemeinderat Nutzungsmöglichkeiten aufgezeigt. "Da war ein Kindergarten immer dabei." Das Gebäude biete einen Garten, ausreichend Räume und Parkplätze. Beim Landratsamt halte man die Planungen für eine "sehr gute Lösung", Bedenken der Fachleute gebe es nicht, sagte Weindl. Mit sieben Gegenstimmen aus den Reihen der Freien Wähler wurde die Planungsänderung schließlich gebilligt und beschlossen, Fördermittel zu beantragen.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2018
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