Süddeutsche Zeitung

Ergebnisse der Kommunalwahl:Grüne dominieren Wolfratshauser Stadtrat

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Die Partei der knapp gescheiterten Bürgermeisterkandidatin Annette Heinloth kann mit sechs Sitzen ihre Fraktionsstärke verdoppeln. Bürgervereinigung, CSU und SPD müssen hingegen herbe Verluste einstecken. Neue Kräfte im Gremium bilden die Wolfratshauser Liste und die FDP.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Im Wolfratshauser Stadtrat werden die Kräfteverhältnisse völlig neu aufgestellt. Die Grünen gehen aus der Kommunalwahl mit 25,0 Prozent der Stimmen als Sieger hervor. Sie können mit sechs Sitzen ihre Fraktionsstärke verdoppeln und die meisten Stadträte stellen. CSU (22,2 Prozent) und Bürgervereinigung (21,8 Prozent) hingegen bilden ein deutlich schwächeres Gewicht als in den vergangenen sechs Jahren. Sie verlieren jeweils drei Sitze und sind künftig nur noch je zu fünft im Gremium vertreten. Einen Verlust musste auch die SPD (14,3 Prozent) einstecken, deren Fraktion von fünf auf vier Sitze schrumpft. Ebenso stark ist die Fraktion der Wolfratshauser Liste (12,8 Prozent). Als fünfte Kraft wird künftig die FDP (3,0 Prozent) mit einem Stadtrat mitmischen.

Diese Verteilung ergibt sich aus den 22 Schnellmeldungen, die das städtische Wahlamt nach der Auszählung am Montag veröffentlicht hat. Wie Wahlleiter Martin Millian sagt, werde er nach Prüfung der Niederschriften demnächst das vorläufige Ergebnis bekanntgeben. Das endgültige Ergebnis werde erst nach der Stcihwahl und der Tagung des Wahlausschusses am 2. April feststehen.

"Wir hatten auf mehr Sitze als bisher gehofft", sagt Annette Heinloth, die mit 5225 die meisten Stimmen aller Stadtratskandidaten bekommen hat. Dass es doppelt so viele werden, habe die Grünen dann aber doch freudig überrascht. Neben Heinloth werden Hans Schmidt, Peter Lobenstein, Assunta Tammelleo, Jennifer Layton und Rudi Seibt (alle Kandidaten in der Reihenfolge der meisten erzielten Stimmen) die neue Fraktion bilden, die nicht nur die stärkste, sondern auch die einzige mit einem paritätischen Geschlechterverhältnis ist. Ausgewogen ist die Mischung auch in Bezug auf die politische Erfahrung: Heinloth, Schmidt und Seibt kennen den Stadtrat aus jahrelanger Arbeit; Lobenstein, Tammelleo und Layton treten ihre Ehrenämter zum ersten Mal an.

Die CSU werden laut Auszählung vom Montag künftig Günther Eibl, Alfred Fraas, Sepp Schwarzenbach, Peter Plößl und Susanne Thomas vertreten. Für die BVW wurden Klaus Heilinglechner, Josef Praller, Peter Ley, Ulrike Krischke und Helmuth Holzheu, der in den vergangenen Jahren Teil CSU-Fraktion war, in den Stadtrat gewählt. Beide Fraktionen können sich je nach Ausgang der Stichwahl noch verändern: Bleibt Heilinglechner Bürgermeister, rutscht Maximilian Schwarz für die BVW nach. Wählen die Bürger am 29. März hingegen Eibl zum Rathauschef, wäre Claudia Drexl-Weile die Nächstplatzierte auf der CSU-Liste.

Reduziert hat sich auch die Fraktion der SPD. Künftig werden nach derzeitigem Ergebnis nur noch Fritz Meixner, Manfred Menke, Gerlinde Berchtold und Fritz Schnaller die Sozialdemokratie im Stadtrat vertreten. Der noch amtierende Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller erzielte laut aktuellem Stand 2437 Simmen und konnte damit Frau Ingrid überholen, die auf der Liste vor ihm kandidiert hatte und nun nicht in den Stadtrat kommt.

Zu dritt wird die neu gegründete Wolfratshauser Liste im Sitzungssaal vertreten sein - allerdings mit drei altbekannten Gesichtern: Richard Kugler, Helmut Forster und Manfred Fleischer werden wieder auf einstige Kollegen ihrer früheren Fraktionen von CSU (Kugler, Fleischer) und Bürgervereinigung (Forster) treffen. Sie sind nicht der einzige neue Akzent im Wolfratshauser Stadtrat. Auch die FDP konnte bei der Kommunalwahl einen Sitz ergattern, den künftig der Ortsvorsitzende der Freien Demokraten Patrick Lechner besetzen wird.

Eine siebte politische Kraft blieb dem Gremium erspart: Der Wolfratshauser Arzt Timo Klitzsch, der alleine, ohne öffentliche Auftritte und ohne Wahlprogramm für die AfD angetreten war, erzielte mit 1562 Wählerstimmen nur knapp 0,9 Prozent - zu wenig für einen Sitz am runden Tisch im Rathaussaal.

In Prozent gerechnet hat die Bürgervereinigung Wolfratshausen die größten Verluste hinnehmen müssen: 11,7 Prozent hat die Gruppierung von Bürgermeister Klaus Heilinglechner gegenüber dem Ergebnis von 2014 (33,5 Prozent) verloren. Das Minus der CSU, die vor sechs Jahren bei der Kommunalwahl auf 32,5 Prozent kam und einen Sitz abgeben musste, fällt mit 10,3 Prozent allerdings nur unwesentlich geringer aus. Die SPD (22,5 Prozent im Frühjahr 2014) musste 8,2 Prozent der Wählerstimmen einbüßen. Die Grünen hingegen sind mit einem Plus von 13,5 Prozent strahlender Sieger und werden eine entscheidende Rolle bei den wechselnden Mehrheiten des neuen Stadtrats spielen. Wer auch immer in zwei Wochen Bürgermeister wird, wird mit ihnen auskommen müssen.

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SZ vom 17.03.2020
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