Fasching im Oberland:Von Frohsinn im Wahnsinn
Lesezeit: 1 min
In Egling wird nach zehn Jahren wieder eine Bettelhochzeit gefeiert, und in Penzberg säumen Tausende den Faschingsumzug.
Von Claudia Koestler, Egling / Penzberg
Man schreibt das Jahr 2024, ganz Deutschland ist von Unmut und Krisen beherrscht. Ganz Deutschland? Einige von unbeugsamen Oberlandlern bevölkerte Kommunen hören nicht auf, dem Ernst Widerstand zu leisten. Nachdem bereits Bichl einen Faschingszug organisiert hatte, schlängelte sich am Sonntag auch im nahegelegenen Penzberg ein großer Gaudiwurm durch die Straßen, was mehrere tausend Besucher anlockte. Und in Egling hatte tags zuvor eine Bettelhochzeit stattgefunden, ein schräges Spektakel mit großer Tradition, das ebenfalls zahlreiche Zuschauer aus nah und fern anlockte.
Die "Stadt der 1001 Baustellen", wie Penzberg am Sonntag benannt wurde, bot den Narren jede Menge Steilvorlagen für Satire. Da forderte die CSU den "Pexit", also den Ausstieg aus dem Landkreis, um fortan an als kreisfreie Stadt im Luxus schwelgen zu können. Weil aber realiter die Kassen klamm sind, werden Lösungen gesucht. Der Vorschlag der Jecken: "Penzberg dreht am Glücksrad". Die Preise wahlweise: eine Haushaltssperre bis 3024 (kein Tippfehler!), eine Finanzspritze von Roche, die Erhöhung der Parkgebühren auf 25 Euro pro Minute, eine 99-prozentige Kreisumlage, ein Banküberfall oder einfach die Lage schöntrinken. Insgesamt zehn Faschingswagen und mehr als 300 Teilnehmende in sieben Fußgruppen unterhielten dabei die Zuschauer zwischen Campendonk-Museum, Philippstraße, Bahnhofstraße und Stadtplatz.
In Egling wiederum wurde eine ebenso spektakuläre wie schräge Hochzeit gefeiert, wie sie nur alle zehn Jahre stattfindet: Die "rassige Sieglinde von Dreiphasig" (Simon Raß) ehelichte auf einem Misthaufen Lois Glouschneider von Bauhofen (Lisa Gröbmair), auch wenn Monsignore Baschheppi (Beppi Hasch) das noch zu verhindern suchte. Denn für einen so schmächtigen, "arbeitsscheuen Freibiertester" und eine große "fleischfressende Pflanze", wie er das Paar beschrieb, wäre "das Zölibat der bessere Weg."
Aber nein, die beiden legten, umnebelt von Weihrauch, Bierdunst und Misthaufendampf und begleitet von einer Einmannkapelle Riccarda Baller (Florian Raß), die Ringe vor den Trauzeugen Kadeda Simmal von Denhausen (Simone Aichler) und Kiliane von Torte die Weindlige (Kilian Wintersberger) an - oder besser gesagt, die Fangeisen. Nicht ungeschoren blieben zudem der Gemeinderat und Bürgermeister durch die Ansprache der Ehrmutter Glottine von Förghausen (Sebastian Förg). Am Ende zog der schräge Tross unter FKK-Begleitung (was für "Frauen Kirchen Kohr" stand) ins Wirtshaus, wo bis in die Puppen gefeiert wurde.