Süddeutsche Zeitung

Stadt und Geschäfte wehren sich:"Wolfratshausen ist doch nicht tot"

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Immer wieder schlechte Nachrichten: Jetzt zeichnet der Unternehmer Stefan Eckardt mit Ladeninhabern in einem Film ein freundlicheres Bild von der Flößerstadt.

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

So trist und altmodisch wie in der "Abendschau" des Bayerischen Fernsehens im April dargestellt sei Wolfratshausen gar nicht, sagt Stefan Eckardt: In einer filmischen Gegendarstellung lässt der Medienunternehmer Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Gewerbetreibende vom Ober- und Untermarkt zu Wort kommen. Deren Tenor: Wolfratshausen sei modern und habe viele gut laufende Geschäfte, wer schließen müsse, der habe etwas falsch gemacht - und wer Wolfratshausen von außen "tot rede", der schade den gut laufenden Läden.

Mit dem Titel "Ladensterben: Tristesse in Wolfratshausen" war der rund dreiminütige Beitrag überschrieben, der am 28. April um 17.30 Uhr ausgestrahlt wurde. "Das Isar-Kaufhaus: zugemauert. Einkaufsriesen: außen rum", begann die Kurzreportage, die neben Bildern von Rewe, Dehner und Baywa auch Fassaden der altmodischen und renovierungsbedürftigen Geschäfte in der Innenstadt zeigte. Eine befragte Kundin beklagte, dass "keine richtigen Geschäfte" mehr da seien, "und die, die da sind, machen zu". Ein anderer räumte ein, dass er viele Einkäufe im Internet tätige. Den Grund für die "ausblutende Altstadt" suchte der BR in der durch Ober- und Untermarkt verlaufenden Bundesstraße 11, außerdem besuchte er den Laden "Paletti Wolfratshausen", Haushaltswaren Michlbauer und den Goldschmied Fritz Koch. Humplbräu-Wirt Otmar Fagner warf der Stadt Wolfratshausen vor, gegen die Geschäftsleute zu arbeiten. Gegen Ende kam Bürgermeister Heilinglechner zu Wort: Es stimme nicht, dass die Stadt nichts mache, "denn im Endeffekt macht die Stadt viele Dinge, und das sind natürlich kleine Bausteine". Der "große Wurf" wäre für ihn eine Beruhigung der Bundesstraße 11. Außerdem sei es ihm wichtig, so Heilinglechner, "dass die Bürger unserer Stadt die Innenstadt nicht immer totreden".

Dies ist nun auch die Aussage der Gegendarstellung, die Wolfratshausen in einem gänzlich anderen Licht zeigt. "Wolfratshauser Geschäftsleute wehren sich gegen die negative Berichterstattung", heißt es in einer Pressemitteilung: "Medienunternehmer Stefan Eckardt ist jetzt der Kragen geplatzt: Er hat einen Film gedreht, der mit der negativen Stimmung aufräumt." Die Darstellung in der Abendschau sei einseitig, wenn die Stadt auch ihre Probleme habe, so sei sie "doch nicht tot". Sie habe "wahnsinnig viel Liebenswertes, eine hohe Lebensqualität". Unterstützt wird Eckardt von Heilinglechner, dem Trachten-Händler Stefan Fischer, "max.Leben"-Betreiber Carl Morbach und Ines Boodevaar vom gleichnamigen Modehaus.

Das im Internet kostenfrei abrufbare Video zeigt Wolfratshausen von seiner attraktiven Seite: Der Bürgermeister schreitet mit einem breiten Lächeln über den Sebastianisteg, Enten gleiten über die Loisach, der Sprecher erwähnt den S-Bahn-Anschluss. "Wer die Stadt noch nicht gesehen hat, könnte meinen, es sei längst alles mit Brettern vernagelt", heißt es. Bunte Trachten hinter Glas werden eingeblendet, der Zuschauer wirft einen Blick ins stilvoll eingerichtete Modehaus Boodevaar. Dessen Inhaberin spricht von einem hohen Stammkundenanteil - Kunden, um die man sich kümmern müsse, weil sie Ansprüche hätten. Wenn ein Laden schließen müsse, so habe der Betreiber etwas falsch gemacht, sagt Boodevaar: Es gebe Geschäfte in der Innenstadt, die eine Veränderung dringend nötig hätten.

Film im Internet unter wor.tv

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SZ vom 17.05.2016
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