Süddeutsche Zeitung

Carsharing auf dem Land:Aufrüsten, bitte!

Lesezeit: 1 min

Es gibt Hebel für die Politik, aber die müssen auch genutzt werden...

Von Florian Zick

Nicht einmal ein Dutzend Carsharing-Autos im gesamten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Das ist bei so einem riesigen Gebiet natürlich schon sehr kümmerlich. Nur mal zum Vergleich: In München warten über 1500 Teilzeit-Autos am Straßenrand darauf, bewegt zu werden. Und klar, eins zu eins vergleichen kann man das nicht. Zwischen Ergertshausen und Bairawies pendelt nun mal keine U-Bahn. Ohne Auto lässt sich der Alltag hier in der Region also kaum organisieren. Aber auch im ländlich geprägten Landkreis gibt es urbane Gebiete, in denen ein Carsharing-Angebot durchaus sinnvoll wäre.

Den Verkehr reduzieren würde das Carsharing freilich nicht. Denn so spärlich, wie der öffentliche Nahverkehr in der Region ausgebaut ist, gibt es keine wirkliche Alternative zum Auto. Ob die Leute dann in einem Carsharing-Fahrzeug herumfahren oder im eigenen Wagen - das spielt in dieser Frage keine Rolle. Mit dem Carsharing bietet sich allerdings eine Option, den öffentlichen Raum neu zu gestalten. Denn ob in einem Straßenzug 100 Privat-Pkws herumstehen oder doch nur fünf Carsharing-Autos, das macht schon einen erheblichen Unterschied. Den vom Blech befreiten Raum könnte man dann anderweitig nutzen - als Spielplatz zum Beispiel oder auch als Grünanlage.

Damit diese Vision wahr werden kann, müsste das Carsharing in der Region aber grundsätzlich neu aufgestellt werden. Und das heißt in erster Linie: Die schiere Zahl an Fahrzeugen müsste deutlich erhöht werden. Niemand will erst anderthalb Kilometer laufen. Das nächstgelegene Carsharing-Auto muss unweit der Haustüre zu finden sein. Zudem müsste man Anreize zum Umstieg setzen, etwa durch für Carsharing-Fahrzeuge reservierte Parkplätze vor Supermärkten oder am Badesee. Die Politik hätte also viele Hebel zum Ansetzen - nur nutzen muss man sie eben.

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Quelle:
SZ vom 31.08.2019
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