Süddeutsche Zeitung

Benediktbeuern:Sorgen um Psyche und die Existenz

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Salesianer Don Boscos kritisieren das Verbot von Klassenfahrten

Es ist eine der beliebtesten Unterkünfte im Oberland, die Jugendherberge Benediktbeuern "Don Bosco", mitten in einer der größten Klosteranlagen Bayerns und in einer Bilderbuchlandschaft mit Bergen, Mooren und Seen gelegen. Doch die Corona-Krise trifft Herbergen und Gästehäuser derzeit hart - durch Stornierungen einerseits, andererseits aber nun auch durch eine Anordnung des Kultusministeriums. Anfang Juli dieses Jahres hatte das Ministerium mehrtägige Schul- und Klassenfahrten bis Ende Januar 2021 untersagt. Der Grund: So sollen Schülerinnen und Schüler den im coronabedingten Lockdown verpassten Unterrichtsstoff besser nachholen und Wissenslücken schließen können. Diese Anordnung aber kritisiert nun die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos, die unter anderem die Jugendherberge in Benediktbeuern betreibt, in einem offenen Brief an die Politik und fordert die Aussetzung des Klassenfahrt-Verbots zum neuen Schuljahr. Neben dem Haus in Benediktbeuern sind die Salesianer Don Boscos Träger weiterer Jugendbildungsstätten, -herbergen und -gästehäuser in Deutschland. Nach Monaten ohne Belegung führe das Verbot jedoch zu einer existenzbedrohenden wirtschaftlichen Situation, heißt es im Schreiben der Salesianer. Der Rückgang der Belegungszahlen sei durch Einsparungen nicht zu kompensieren, die Liquidität nicht mehr gesichert.

Doch der Orden, der sich auch für die Verlängerung des bayerischen Rettungsschirms für gemeinnützige Wirtschaftsbetriebe wie Jugendbildungsstätten, -herbergen und -gästehäuser über den 31. Juli 2020 hinaus einsetzt, richtet den Blick nicht alleine auf die eigenen, vor allem wirtschaftlichen Probleme, die das Verbot nach sich zieht. Es sei auch wichtig, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, miteinander und in Begleitung Erfahrungen aus der Krise aufzuarbeiten und nach Wochen des Homeschoolings zu einer tragfähigen Klassen- und Lerngemeinschaft zurückzufinden. Außerschulische Jugendbildung als sozialer Ort des Lernens - in Ergänzung zu Elternhaus und Schule - sei darum wichtiger und notwendiger denn je, heißt es in einem Positionspapier, das dem Schreiben zugrunde liegt. Sorge bereite vor allem das Wohl, die Lebensqualität und die psychische Gesundheit junger Menschen. Denn "neben der formalen Bildung ist die nonformale, außerschulische Jugendbildungsarbeit ein wichtiger Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen", erklärt Pater Stefan Stöhr, Provinzökonom der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos. Im Sinne einer ganzheitlichen Förderung junger Menschen dürfe diese - unter Einhaltung der geltenden Vorschriften des Infektionsschutzes und von Abstands- und Hygieneregeln - nicht länger zurückstehen. Sie sei essenziell für die Begleitung und Förderung junger Menschen gerade in Krisenzeiten, so der 49-Jährige.

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SZ vom 13.08.2020 / cjk
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