Süddeutsche Zeitung

Baiernrain:Bonbonfabrik in der Insolvenz

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Der Süßwarenhersteller Wiedenbauer hat Insolvenz beim Amtsgericht Wolfratshausen beantragt - trotz "überragend guter Auftragslage".

Sebastian Blum

Die Situation beim Süßwarenhersteller Wiedenbauer in Baiernrain lässt sich am besten mit dem Wort schizophren beschreiben. Während die Produktionsgesellschaft am vergangenen Freitag beim Amtsgericht Wolfratshausen die vorläufige Insolvenz beantragt hat, ist laut Walter Wenisch, dem Generalbevollmächtigten der Gesellschafter, die Auftragslage "überragend gut". Erst vergangene Woche hätten die Mitarbeiter in zwei Schichten gearbeitet, um die große Nachfrage der Händler zu befriedigen. Jedoch stehen jetzt mit der Insolvenz rund 60 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Die angespannte Lage bei Wiedenbauer ist also nicht der derzeitigen Wirtschaftslage geschuldet. Verantwortlich seien vielmehr die geschäftlichen "Altlasten" der Firma, sagte Wenisch. Mit Investitionen in Ostdeutschland habe sich die Firma finanziell übernommen. Auch die beiden Gesellschafter der Produktionsgesellschaft hätten mit über 80 Jahren nicht mehr in vollem Umfang am Tagesgeschäft teilnehmen können. Das Unternehmen habe sich in diesem Jahr größtenteils selbst verwaltet. Als die Banken ein erstes Sanierungskonzept abgelehnt hätten, sei die vorläufige Insolvenz "der einzig richtige Schritt" gewesen.

Deshalb bewertet Walter Wenisch, nicht zuletzt mit Blick auf die hohe Nachfrage, Wiedenbauers Perspektiven als "absolut positiv". Eine Übernahme durch die von der insolventen Produktionsgesellschaft unabhängige Vertriebsgesellschaft Wiedenbauer ist für das Unternehmen derzeit der einzige Weg aus der Misere. An Spekulationen, dass Anton Schrobenhauser, Bauunternehmer und Mäzen der Spielvereinigung Unterhaching, Wiedenbauer finanziell unter die Arme greifen wird, sei "nichts Wahres", sagte Wenisch.

In Zusammenhang mit der Schieflage des Bonbonherstellers kamen Vermutungen auf, dass der Bauunternehmer plane über den ehemaligen Fußballprofi Francisco Copado, einem der Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft Wiedenbauer, Baugrund am Baiernrain zu erwerben. Copado stehe jedoch nicht mit Schrobenhauser in Verhandlung und agiere auch als Geschäftsführer vollkommen selbständig, sagte Walter Wenisch.

Die Sorgen, die sich mancher im Landkreis bei dem Gedanken an ein drohendes Aus des Bonbonhersteller macht, teilt Wenisch nicht. Er werde immer gefragt, was das alles für die Region bedeute, sagte Wenisch und ließ die Antwort gleich folgen. "Das bedeutet gar nichts. Alles bleibt, wie es ist. "

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SZ vom 08.10.2012
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