Süddeutsche Zeitung

Nordumgehung:Regierung verweigert Brücke und Radweg

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Wenn die Trasse in Bad Tölz gebaut wird, gebe es zu wenig Verkehr für die Maßnahmen. Der Stadtrat widerspricht.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Stadtrat von Bad Tölz bleibt dabei: Wenn die Nordumfahrung gebaut wird, soll es westlich vom neuen Kreisverkehr an der Sachsenkamer Straße eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke geben, die vom Eisstadion herunter zum Maxlweiher führt. Außerdem soll die neue Anbindung der Allgaustraße an die B 13 auf sechs Meter Breite mitsamt einem Geh-und Radweg ausgebaut werden. Diese Wünsche bekräftigte das Gremium in seiner Sitzung am Dienstagabend nochmals einstimmig. Damit geht die Stadt nun in die Anhörung im Zuge des Planfeststellungsverfahrens. Sie ist für Montag, 10. Oktober, für die Träger öffentlicher Belange im Tölzer Landratsamt anberaumt.

Eine Brücke für Passanten und Radler lehnt die Regierung von Oberbayern in ihrer Stellungnahme ab. Ihr Argument: Weil die Umgehungsstraße an der Einmündung der Sachsenkamer Straße unter dem neuen Kreisel hindurch führt, dürfte der Verkehr oben nur noch spärlich fließen. Gutachter Harald Kurzak errechnete 470 bis 480 Fahrzeuge pro Stunde, die durch den Kreisverkehr rollen werden. Außerdem weist die Regierung darauf hin, das für die Querungen jeweils eine Mittelinsel vorgesehen ist, weshalb Fußgänger und Radler immer nur nach einer Seite schauen müssen. Das sei "sehr verkehrssicher", heißt es in der Stellungnahme. Die Baukosten von rund 500 000 Millionen Euro seien deshalb nicht gerechtfertigt.

Bauamtsleiter Christian Fürstberger bezeichnete die Reaktion der Regierung als durchaus plausibel. Dagegen verwies Robert Paintinger (FWG) auf die Eishockeyspiele in der Hacker-Pschorr-Arena: "Da stelle ich mir vor, wie dann alle Leute über die Straßen gehen." Fürstberger vermochte diesen Einwand nicht nachzuvollziehen. Schließlich sei das immer noch einfacher als jetzt über die stark befahrene Bundesstraße zu gehen, sagte er. Stadträtin Andrea Grundhuber (Grüne) plädierte für eine zusätzliche, drei Meter breite Grünbrücke, die für sie ein "optisches Signal" wäre, zwei Stadtteile zu verbinden. Dies hatten die Stadträte vor zwei Jahren nicht auf ihre Wunschliste gesetzt. "Die Grünbrücke ist raus, da hätten wir schon vor zehn Jahren zuschlagen müssen", sagte Fürstberger.

Weil die neue Umgehungsstraße die Allgaustraße unterbricht, ist eine neue Anbindung der Allgaustraße vom Bahnhof bis zur B 13 vorgesehen, die auf sechs Meter Breite ausgebaut wird. Sie soll auch als Schleichweg dienen, falls die Nordspange einmal wegen eines Unfalls gesperrt werden muss. Dafür soll die bestehende Allgaustraße von den Tennisplätzen bis zum Bahnübergang für Autos gesperrt werden. Geht es nach dem Tölzer Stadtrat, soll die neue Anbindung auch einen kombinierten Geh- und Radweg bekommen. Die Regierung hält das für überflüssig. Ein gesonderter Radweg, den es derzeit ja auch nicht gebe, sei erst bei einem Verkehrsaufkommen von mehr als 2500 Fahrzeugen nötig. Zudem entspreche er nicht der vorgeschriebenen "Entwurfsklasse" in den Richtlinien für den Bau von Radverkehrsanlagen an Landstraßen. Franz Mayer-Schwendner (Grüne) sprach von einem "Schildbürgerstreich", wenn die Radler entlang der Allgaustraße bis zum bestehenden Kreisverkehr beim Edeka an der Sachsenkamer Straße über eine Schotterpiste strampeln müssten. Sein Vorschlag: "Dann machen wir selbst mit dem Radweg weiter." Die Stadt müsse sehen, wie sie ihn daneben unterbringe, erwiderte Fürstberger. "Falls wir diesen Platz haben." Die Kosten wären überschaubar, "das ist nicht die Welt".

Als Gegner der Nordumfahrung zeigte sich Paintinger. Er lehnt diese Lösung grundsätzlich ab, weil er sie für "völlig unverträglich" hält. Er hoffe, dass die Bürgerinitiative "Umgehungsstraße Ja - Nordspange Nein" erfolgreich sei und "gegen diesen Moloch vorgeht", sagte Paintinger. Die Wünsche des Stadtrats trug er gleichwohl mit, allerdings stimmte er gegen den Passus im Beschluss, wonach die Regierung aufgefordert wird, nun zügig einen Planfeststellungsbeschluss zu erlassen. Dagegen votierte überraschend auch die drei SPD-Stadträte.

Nach der Anhörung für die Träger öffentlicher Belange finden im Landratsamt auch die Gespräche mit den Bürgern statt, die Einwände gegen die Planung haben. Der Erörterungstermin für alle, die angemeldet sind, ist am Dienstag, 11. Oktober. Alle ohne Anmeldung sind am Mittwoch, 12. Oktober, an der Reihe.

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SZ vom 29.09.2016
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