Süddeutsche Zeitung

Alpenverein:Tölzer Hütte: Die nächsten Wirte geben auf

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Am Schafreuter steht der zweite Pächterwechsel innerhalb von nur zwei Jahren an. Die Tölzer Sektion gibt sich dennoch optimistisch.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Viel helles Holz in den Innenräumen und weite Panoramablicke auf die eindrucksvolle Bergwelt im Karwendel: So stellt die Tölzer Alpenvereinssektion ihre Hütte am Schafreuter in einem Video vor. Was für Alpinbegeisterte traumhaft aussieht, hat die jüngsten Hüttenwirte trotzdem nicht halten können. Bereits das zweite Pächterpaar in zwei Jahren hat die erst 2021 aufwendig sanierte Hütte am Südhang des Schafreuter verlassen. Nun muss die Sektion erneut einen Nachfolger suchen. Zur Pacht ist die Hütte auf den Internet-Portalen des deutschen und österreichischen Alpenvereins noch bis 15. November ausgeschrieben. Warum nach nur einer Saison ein erneuter Wechsel ansteht, habe persönliche Gründe, sagen der scheidende Wirt Mathias Petter und der Tölzer Sektionsvorsitzende Benedikt Hirschmann.

Nach der Sanierung hatten 2021 erst Alexander und Lydia Schrempf aus dem österreichischen Gasteiner Tal den Betrieb der Hütte übernommen. 2022 folgten Mathias Petter aus dem Tiroler Paznauntal und seine Partnerin Miriam Däubler. Für das Ehepaar Schrempf hätten sich die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt, erklärt der Sektionsvorsitzende Hirschmann. 2021 war aber auch noch mehr von der Pandemie geprägt, weshalb Gäste ausgeblieben sein könnten. Wirtschaftliche Aspekte spielten beim nun erneut anstehenden Pächterwechsel laut Hirschmann aber keine Rolle. "Wir kenn ja die heurigen Zahlen", sagt er. "Die Tölzer Hütte ist ein lohnendes Unterfangen für jeden Pächter." Dieser müsse jedoch auch werben, etwa über die sozialen Netzwerke, so Hirschmann.

Zwei Pächterwechsel in kurzer Zeit sind unerfreulich. Doch Hirschmann bemüht sich, optimistisch zu bleiben. "Vielleicht sind ja aller guten Dinge drei." Für die Pacht seien bereits Bewerbungen eingegangen, wenn auch deutlich weniger als vergangenes Jahr mit mehr als 20. Wer als Hüttenwirt bestehen wolle, müsse auch psychisch belastbar sein, so Hirschmann. "Ein Pächterpaar muss sich bewusst sein, dass die Privatsphäre am Berg nicht so wie im Tal ist." Am besten sollten Interessenten schon auf Berghütten Erfahrung gesammelt haben.

Wer auf 1835 Metern Seehöhe am Südhang des Schafreuter arbeitet, kann allerdings nicht mal schnell ins Auto steigen, um ins Tal zu kommen. Bis nach ganz oben führen nur eine Materialseilbahn und schmale Fußwege. Den Sommer über heißt es dann, meist auf dem Berg zu bleiben. Ob auch das die schnellen Pächterwechsel erklären könnte? DAV-Pressereferent Franz Güntner verneint. "Man muss nur die richtigen Leute finden", sagt er. Mehr als 500 Hütten gebe es im Alpenraum. Da könnten sich Pächterwechsel schon einmal häufen. Ein Hüttenwirt sei aber viel mehr als nur ein Gastronomieleiter: Er sei gleichzeitig im Übernachtungsbetrieb, als Hausmeister, Technikchef oder Weginstandsetzer gefordert. "Das sollte niemand unterschätzen." Einen allgemeinen Trend zu häufigeren Pächterwechseln am Berg gebe es aber nicht, so Güntner.

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