Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:Fünf Elemente für zehn Millionen

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Der Projektentwickler Redserve stellt neue Details und erste Kalkulationen zum geplanten städtischen Spa vor. "Natura Tölz" soll demnach 120 000 Besucher im Jahr anlocken - mehr als die Hälfte soll in der Stadt übernachten

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Einen großen Gewinn wird die Stadt Bad Tölz mit ihrem geplanten Wellnessbad nicht erwirtschaften, ein Verlustgeschäft muss sie aber auch nicht befürchten: Zu diesem Ergebnis kommt Thomas Oberhofer, Geschäftsführer des österreichischen Projektentwicklers Redserve. Das neue Spa "Natura Tölz" stelle sich "wirtschaftlich ausgeglichen" dar, sagte er am Dienstagabend im Stadtrat, als er das zweite Modul der umfangreichen Machbarkeitsstudie vorstellte. "Das ist nicht die Cash Cow für Tölz, soll sie auch nicht sein." Als Melkkuh sei das Bad nicht gedacht, bestätigte Bürgermeister Josef Janker (CSU). Er sprach von einer Infrastruktur-Maßnahme, die für Tölz zwingend notwendig sei.

Oberhofer rechnet mit etwa 120 000 Besuchern per annum, wenn das Spa erst einmal drei Jahre lang voll in Betrieb ist. Gut 65 000 davon sollen Übernachtungsgäste sein, der Rest aus Tölz und Umgebung kommen. Bei einem durchschnittlichen Eintrittspreis von 22 Euro beliefe sich der Jahresumsatz auf knapp 3,89 Millionen Euro, der Gewinn auf 678 000 Euro. Davon müssten noch rund 540 000 Euro für Zins- und Tilgungsleistungen subtrahiert werden, weshalb etwa 138 000 Euro für die Stadt bleiben, die in die Rücklage für Investitionen fließen. Der Bau des Bades dürfte Oberhofer zufolge knapp zehn Millionen Euro kosten und 14 bis 16 Monate dauern.

Für diese ersten Berechnungen sahen sich die Projektentwickler die Gäste- und Umsatzzahlen sowie die Eintrittspreise vergleichbarer Wellnessanlagen in der Umgebung an. Dazu gehören Seesauna in Tegernsee, das Monte Mare in Schliersee, die Therme Bad Aibling, die Rupertus-Therme in Bad Reichenhall und die Therme Ehrenberg in Reutte in Tirol. Die meisten von ihnen verzeichneten ein Plus an Besuchern und Umsatz in den vergangenen Jahren.

Auch inhaltlich wird das Spa, das an der Bockschützstraße mit Blick auf die Isar entstehen soll, allmählich konkreter. Wie Oberhofer skizzierte, soll es ein "Public Spa" beherbergen - eine Großsauna für bis zu 30 Gäste mit Foyer, Ruheraum, einem Badebereich mit Wasserflächen innen und außen, Terrassen und Garten. "Das ist etwas, was man überall findet, aber braucht", sagte der Geschäftsführer. Das Besondere an "Natura Tölz", das eine sportkinesiologische Ausrichtung hat, sind hingegen die fünf Themensaunen, die nach den chinesischen Elementen Holz, Wasser, Feuer, Erde und Metall gestaltet werden. Sie alle bekommen ein Foyer, einen Ruheraum, einen Wasserbereich und einen Zugang zum Garten. Für das Element Wasser könne es etwa eine "Iglu-Sauna" mit Salz- und Schneeaufguss geben, die Wasserzone als Eisgrotte gestaltet sein, sagte Oberhofer. Für das Element Feuer entstünde ein Sauna mit Feuerstelle und hohen Temperaturen, eine Wasserzone mit Geysiren und offenem Kamin. Eine Lehmsauna wiederum könnte das Element Erde symbolisieren, der Nassbereich bekäme ein Moorbad und jodhaltiges Wasser. All diese Themensaunen sollen in ein entsprechendes Licht getaucht werden.

Neben einem Eingangsfoyer mit Geschäften, Informationsschalter und Umkleiden soll "Natura Tölz" auch zwei Räume für mentales Training bieten, etwa für Yoga oder Chi Gong. In einem "Treatment-Bereich" sind drei Räume für Massagen, drei für Bäder-Anwendungen sowie einer für Ehepaare oder sonst zwei Besucher geplant. Darüber hinaus ist ein Gastronomiebetrieb vorgesehen, der "gesunde natürliche Küche" und kein Fast Food bieten soll, wie Oberhofer erklärte. Dieses Restaurant unterteilt sich in eine Zone für externe Gäste und eine sogenannte "Bademantel-Zone" für Saunabesucher. Die beiden Hotels im Drei- und Vier-Sterne-Segment werden neben dem Wellnessbad an der Arzbacher Straße errichtet. Noch unklar ist, wohin das Gesundheitsforum mit dem Sportstudio Hirsch und vielleicht auch eine Cardio-Fitness-Anlage auf dem insgesamt 25 000 Quadratmeter großen Gelände gerückt werden. Möglich wäre, diese Einrichtungen an das Spa anzudocken oder ebenfalls weiter oben an der Arzbacher Straße zu situieren, erläuterte Oberhofer.

Stadtrat Josef Steigenberger (CSU) wollte wissen, wie viele Beschäftigte für das neue Spa nötig seien. Oberhofer rechnet mit etwa 30 bis 35 Mitarbeitern, wollte sich darauf aber "nicht festnageln" lassen. Andrea Grundhuber (Grüne) forderte eine Kinderbetreuung, die für den Redserve-Geschäftsführer im Wellnessbad selbst nicht in Frage kommt, eher im Gesundheitsforum. Auf die Frage von Grundhuber, wo Parkplätze für "Natura Tölz" entstehen sollen, erwiderte Bürgermeister Janker, dass möglicherweise eine zweite Tiefgarage neben jener für die Hotels gebaut werde. Anton Mayer (CSU) forderte, allmählich die Wünsche von Tölzer Bürgern in die Planungen für das Bad aufzunehmen, was für Janker aber noch zu früh ist. Dazu brauche man "erst wirkliche Fakten in der Hand", die das dritte Modul der Projektstudie liefern soll.

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SZ vom 11.06.2015
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