Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:Firma Moralt will Stadt verlassen

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Weil die Werkshalle an der Lenggrieser Straße marode ist, sieht sich der Hersteller von Türsystemen mit 30 Mitarbeitern nach einem neuen Standort um. Bürgermeister Janker will einen Wegzug verhindern

Von Thekla Krausseneck

Die Moralt AG, Tölzer Hersteller von Türensystemen, sieht sich nach einer neuen Bleibe um. Bis Mitte 2014 will der Betrieb mit seinen 30 Mitarbeitern in eine neue Halle ziehen. In welchem Landkreis sie stehen wird, ist noch offen. Dem Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, Klaus Feile, zufolge sieht sich Moralt nicht nur in den Kommunen in Bad Tölz-Wolfratshausen, sondern auch in den benachbarten Landkreisen um. Auch Geretsried, wo gerade ein neues Gewerbegebiet im Ortsteil Gelting geplant wird, stand auf der Wunschliste. Dass Moralt dort seine Werkshalle bezieht, sei aber unwahrscheinlich, sagt Feile. Der Quadratmeterpreis sei zu hoch, die Zeit zu knapp.

Gespräche mit den etwa 25 an Flächen auf dem neuen Geltinger Gewerbegebiet interessierten Firmen hätten bereits stattgefunden, sagt der Dritte Bürgermeister Robert Lug (Freie Wähler). Moralt sei einer der beiden größten ambitionierten Betriebe gewesen. Doch wie es aussieht, muss das neue Gewerbegebiet ohne den Tölzer Tischlerplattenhersteller entstehen, denn der will seinen Standort schon bis Mitte kommenden Jahres wechseln. Außerdem gibt es offenbar Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Seit Moralt der Insolvenz 2012 durch einen Neustart knapp entronnen war, habe sich die Firma zwar wieder gut erholt, sagt Feile. Es gebe neue Kundschaft, die Produktion sei erweitert worden.

Jedoch werde sich wohl keine Bank finden, die Moralt angesichts dieser Firmengeschichte einen Kredit bewilligt. "Wir haben keine belastbare Vergangenheit", sagt Feile. "Und wir haben es eilig." Eigentlich könnte Moralt noch ein paar Jahre in seinem alten Werk an der Lenggrieser Straße in Tölz bleiben - so lange läuft der Pachtvertrag noch, den die Firma geschlossen hat.

Doch die 60 000 Quadratmeter große Halle, die zu 20 Prozent von Moralt und ansonsten von der SWL genutzt wird, die 2012 die Tischlerplattenproduktion an sich genommen hat, ist offenbar in einem maroden Zustand. Es mangele an allen Ecken und Enden, sagt Feile - am Brandschutz, an der Dichtung, an der Sicherheit. Glücklicherweise könne der Pachtvertrag frühzeitig gekündigt werden.

Vor allem der Brandschutz ist der Knackpunkt, bedingt durch den wichtigsten Werkstoff: das Holz. Allein in den Monaten zwischen Februar 2012 und Januar 2013 musste die Feuerwehr drei Mal bei Moralt anrücken, zwei Mal war es zu Schwelbränden gekommen, einmal fing ein Industrietrockner für Furnierblätter an zu brennen. Nach Angaben der Polizei lag der dadurch entstandene Gesamtschaden bei mehr als 70 000 Euro.

Eine Lösung für den mangelnden Brandschutz im Werk habe man bislang noch nicht gefunden, sagt der Tölzer City-Manager Falko Wiesenhütter. Verhalten spricht er von Unstimmigkeiten zwischen der Moralt AG und dem Eigentümer der Halle. "Es gehören immer mehrere dazu." Fest steht für die Stadt Bad Tölz, dass sie Moralt nur ungern ziehen lassen möchte. Deshalb wollen sich Moralt, Vertreter der SWL, der Eigentümer der Halle, Wiesenhütter und Bürgermeister Josef Janker (CSU) in der kommenden Woche zusammensetzen, um darüber zu reden.

Dass Bad Tölz Moralt bei der Sanierung der Halle unter die Arme greift, sieht Janker aber nicht: "Dann könnte ja jeder kommen." Die Stadt könnte nach seinen Angaben aber dabei helfen, eine Lösung zu finden, durch Vermittlung etwa. Vielleicht setzt Janker auch auf Überredungskunst: Schließlich würde der Neubau einer Halle oder die Pachtung eines bestehenden Baus womöglich genauso viel kosten wie eine Sanierung, sagt er. Die Frage, ob es in Tölz eine geeignete Fläche gebe, beantwortet Janker mit einem entschiedenen Nein.

Die neue Halle könnte etwas kleiner werden, 5000 Quadratmetern sollten reichen, sagt Feile. Die 30 Mitarbeiter sollen mit ins neue Werk kommen - Facharbeiter mit Spezialwissen, die so leicht nicht mehr zu bekommen seien. Janker würde den Weggang vor allem wegen der Mitarbeiter aus Tölz "außerordentlich bedauern": "Der Umzug wäre für die nicht optimal." Doch Moralt hat daran anscheinend gedacht. Der neue Standort soll zugunsten der Mitarbeiter möglichst nicht weiter als 20 Kilometer vom alten Standort entfernt liegen.

Der Gedanke, dass Moralt sich ganz aus Bad Tölz verabschieden könnte, "tut weh", sagt Janker. Es sei aber nicht so, dass Bad Tölz dann vor die Hunde ginge. Er wolle keine Rückschlüsse von der Gewerbesteuer auf die Bedeutsamkeit einer Firma ziehen, für ihn sei jeder Betrieb in der Stadt z gleich bedeutend. Deshalb zeigt sich Janker entschlossen: "Wir werden unser Möglichstes tun, um Moralt zu behalten."

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Quelle:
SZ vom 09.11.2013
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