40 Betten in Kochel am See:Die einfachen Dinge
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Die 23-jährige Denise Bissinger betreibt das neue Hostel und Dorfcafé "Berg Blick" in Kochel am See. Im November hat es eröffnet und will vor allem Schulklassen ansprechen.
Von Dorothée Nowotny, Kochel am See
Eine indische Gebetsfahne weht über der Tür, dahinter eine malerische Alpenkulisse: Herzogstand, Heimgarten und Jochberg. Seit dem 10. November ist das neue Hostel und Dorfcafé "Berg Blick" von der 23-jährigen Denise Bissinger eröffnet. Acht Einzel- und Mehrbettzimmer mit 40 Massivholzbetten sind in drei Übernachtungstrakte aufgeteilt: Bis zu zwei Schulklassen sowie Individualreisende mit oder ohne Kinder können die unterschiedlichen Trakte je nach Gruppengröße buchen.
Im November gibt es bereits Reservierungen und auch für die Weihnachtszeit haben Familien Anfragen gestellt. Es seien aber noch Zimmer frei. Besonders attraktiv sei das Hostel für Grundschulen: Die Einrichtung ist kindgerecht und die Hostel-Mama Denise Bissinger darf geduzt werden.
Die hauseigens entworfenen Wandsticker erinnern an das Schonen von Ressourcen: "Save Water" steht über dem Wasserhahn und "Electricity is energy - save energy" über den Steckdosen. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, die Einfachheit des Lebens und die Menschlichkeit sollen gestärkt werden. Ganz nach dem Motto "Back to the roots" möchten Bissinger und ihr "super Team" die einfachen Dinge im Leben schätzen. Wichtig seien auch Werte wie Empathie, Respekt, Toleranz und ein achtsames Miteinander.
Jedes Zimmer trägt einen Berg- oder Seenamen wie Herzogstand- oder Kochelseezimmer und bietet neben Leselampen, Lesesessel und Ladestation einen abschließbaren Schrank pro Person. Toiletten und Duschen sind für Mehrbettzimmer auf dem Gang - jeweils zwei Duschkabinen in den ersten beiden Stockwerken. Das größte Zimmer ist das Jochbergzimmer mit acht Betten und einem Balkon, der sich über die gesamte Breite des Raumes erstreckt. Für Betreuer und Lehrer gibt es das Sonnenspitz- und Martinskopfzimmer - jeweils mit zwei Betten, Schreibtisch und eigenem Bad ausgestattet. Außerdem hat das ganze Haus freies W-lan.
Im Untergeschoss des "Berg Blicks" findet sich ein multimedialer Aufenthaltsraum. Hier sollen Gruppenaktivitäten wie eine Stottertherapie oder das vom Staat geförderte Programm "Lernen auf dem Bauernhof" stattfinden. Eine Holztribühne mit Kissen dient als Sitzgelegenheit. An der Wand gegenüber können dann über den Beamer Filme gezeigt werden. So wird das Zimmer schnell auch zum "Hostelkino". Auf der großen Liegewiese gibt es auch ein Freilichtkino sowie eine urige Feuerstelle.
Sechs Monate hat die Renovierung gedauert. Die Wände waren grün, die Betten rot und die Vorhänge bunt. Nun ist die Einrichtung moderner und alles in ruhigen Farbtönen gehalten. In der Stube flackert das Feuer nicht mehr im Kachelofen sondern in einem modischen Schwedenofen.
Besonders das Dorfcafé laufe sehr gut, sagt Bissinger. Vor allem die Einheimischen würden gerne kommen. Ob Geburtstag- oder Weihnachtsfeiern - an Wochenenden sei das Café immer voll. Während im Hintergrund Jazzmusik läuft werden in der Küche die ersten selbstgemachten Hausfrauenkuchen vorbereitet. Alle Torten, Konfitüren und der Obazda seien ohne Geschmacksverstärker und die Zutaten regionale Produkte. Fleisch kommt von der Landmetzgerei Pfleger, Butter und Sahne von der Molkerei Berchtesgadener Land. Neben den Kuchen bietet das Dorfcafé auch Frühstück und Brotzeit sowie heiße und kalte Getränke mit und ohne Alkohol. Das "Berg Blick" Team besteht aus sieben einheimischen Mitarbeitern - Bissingers Oma und Vater sind auch dabei und unterstützen die 23-Jährige mit ihrer langjährigen Erfahrung.
Bissinger wollte dem Hostel ihre eigene Handschrift verleihen und Moderne mit Tradition verbinden. An den Wänden der Stube erinnern schwarz-weiße Fotos an die Geschichte von Kochel - beispielsweise wie das olympische Feuer durch die Gemeinde getragen wurde. Menschen, die eine Verbindung zu dem Haus haben, machten dem "Berg Blick" Geschenke: die indische Gebetsfahne ist eines davon. Die Kochler sollen sich im Dorfcafé wiederfinden, die Touristen ein Stück Heimat nähergebracht bekommen.