Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:Investor Benko baut sein Imperium in München aus

Lesezeit: 2 min

Von Alfred Dürr, München

Die Signa-Gruppe um den Tiroler Investor René Benko zählt inzwischen in verschiedenen deutschen Metropolen zu den führenden Immobilienunternehmen. Nun baut sie ihr Imperium auch in München aus. Für 1,5 Milliarden Euro - das ist der bundesweite größte Deal in diesem Jahr - hat die Investmentfirma RFR Holding fünf Top-Projekte in Berlin, Hamburg und Frankfurt sowie ihre 50-Prozent-Beteiligung am Münchner Karstadt am Hauptbahnhof an die Signa verkauft. Die andere Hälfte gehörte den Österreichern bereits. Damit erweitern sie ihr Engagement in der Altstadt deutlich, wo sie bereits an mehreren Standorten aktiv sind.

Der Karstadt - früher beheimatete der imposante Altbau mit dem lang gestreckten Erweiterungstrakt aus den Siebzigerjahren das Kaufhaus Hertie - bietet für Signa nach eigenem Bekunden ein "einmaliges Entwicklungspotenzial". In bester Lage, zwischen Hauptbahnhof und Stachus, kann entlang der Schützenstraße eine attraktive Achse bis hin zur Fußgängerzone an der Neuhauser Straße entstehen.

Wie diese neue Verbindung konkret aussehen soll, ist allerdings unklar. Erste Überlegungen zielen darauf ab, den in die Jahre gekommenen Anbau abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser könnte aus zwei Komplexen bestehen, die durch einen Verbindungsweg zwischen Schützen- und Prielmayerstraße getrennt werden. Damit würde die bisherige Sperrwirkung des Riegelbaus aufgehoben. Dass die Karstadt-Immobilie an der Schützenstraße noch einige Nachbarhäuser mit unterschiedlichen Eigentümern hat, ist für Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber kein Problem. Diese Gebäude stünden einer Entwicklung des Kaufhaus-Komplexes nicht im Weg. Man habe auch nicht die Absicht, sie zu kaufen. Einen Zeitplan für das weitere Vorgehen an der Schützenstraße nennt er nicht.

Sicher ist jedoch, dass sich der gesamte Bereich zwischen dem Bahnhof, der unter anderem ein modernes Empfangsgebäude erhalten soll, und dem Hotel Königshof am Stachus, der komplett neu gebaut wird, deutlich ändern wird. Das liegt auch im Interesse der Stadtplanung, die nun die Chance sieht, die Fußgängerzone in einem bisher eher vernachlässigt wirkenden Bereich der Innenstadt weiter zu beleben.

Signa setzt nach eigenem Bekunden seit Jahren auf die Strategie, sein Portfolio an außergewöhnlichen Immobilien in besten Innenstadtlagen auszubauen und auch weiter Objekte an solchen Spitzenstandorten zu erwerben beziehungsweise zu entwickeln. Zur Philosophie des Unternehmens gehöre es auch, solche Immobilien langfristig im Besitz zu halten.

Dazu passt das Interesse des Karstadt-Eigners Signa, die Kaufhof-Warenhäuser vom kanadischen Mutterkonzern Hudson's Bay (HBC) zu erwerben. Das jüngst vorgelegte Angebot soll drei Milliarden Euro betragen. Bislang gibt es keine Entscheidung über dieses Geschäft. In München wären davon zwei für Signa höchst interessante Objekte betroffen: der Kaufhof am Marienplatz und der Warenhauskomplex am Stachus. Kein Kommentar, antwortet Stadlhuber auf die Frage, ob es bereits Überlegungen zur Entwicklung dieser Immobilien gebe. Aber er fügt hinzu: "Eins nach dem anderen."

In der Tat ist Signa dabei, die Innenstadt gründlich umzukrempeln. Zum Signa-Handelsbereich in München gehören unter anderem das Premium-Kaufhaus Oberpollinger, das gerade bei der inneren Gestaltung auf den neuesten Stand gebracht wird. Jetzt besitzt Benko auch das Karstadt-Gebäude am Bahnhof ganz. Außerdem ist Signa am italienischen Lebensmittelhändler Eataly in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt beteiligt.

Ende 2013 hatte Signa vom Freistaat die Alte Akademie an der Fußgängerzone für 240 Millionen Euro im Rahmen einer 65-jährigen Erbaurechtsvergabe gekauft. Wegen eines Urheberrechtsstreits im Zusammenhang mit dem Erhalt beziehungsweise der Beseitigung der sogenannten Hettlage-Arkaden ist das Projekt jedoch ins Stocken geraten.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2017
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