Süddeutsche Zeitung

Weitere Briefe:Schlecht für Schwaben, gut fürs Erzbistum

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Gleichberechtigung im Erzbistum

Die von Kardinal Marx im Münchner Erzbistum vollzogene Aufteilung der Allverantwortlichkeit eines Generalvikars in eine geistliche Leitung, die weiter durch einen Priester wahrgenommen wird, und eine leitungserfahrene juristisch qualifizierte Person ( "Das Erzbistum bekommt erstmals eine Chefin", 2. Oktober) ist angesichts der umfangreichen Verwaltungsaufgaben einer großen Erzdiözese nur folgerichtig, ja notwendig. Dass die operative Verwaltungstätigkeit in München künftig von einer Frau geleitet wird, mag für manche innerhalb und außerhalb der Kirche noch gewöhnungsbedürftig sein, setzt aber ein deutliches Zeichen in Richtung der notwendigen Gleichberechtigung der Geschlechter auch in der katholischen Kirche. Letztendlich, und diese auch theologisch fundierten Stimmen mehren sich erfreulicherweise, dürfen Frauen allein auf Grund ihres Geschlechts Weiheämter nicht mehr verweigert werden. Christian Weisner, Dachau

Schlecht für Schwaben

"Wer ein großes Stück vom Kuchen haben will, der muss mit am Tisch sitzen, an dem der Kuchen verteilt wird." Diese Lebensweisheit, von der CSU auf Bundesebene in Berlin in Perfektion praktiziert, gilt auch für den Kabinettstisch der Staatsregierung in München, an dem sieben bayerische Regierungsbezirke um ein möglichst großes Stück vom bayerischen Kuchen ringen. Die fränkischen und altbayerischen Regierungsbezirke sind bei diesem Ringen gut aufgestellt: Franken stellt den Ministerpräsidenten, die Oberpfalz den Finanzminister, Oberbayern ist mit einer Riege von Ministerinnen und Ministern vertreten und Niederbayern hat zusätzliche Parteiprominenz auf Bundes- und EU-Ebene vorzuweisen. Alle diese Personen machen sich für die Interessen und Belange ihres jeweiligen Regierungsbezirks stark. Einzig der Regierungsbezirk Schwaben weist beim CSU-Spitzenpersonal seit vielen Jahren eine dünne Personaldecke auf "Traumjob Provinzfürst" vom 21. September, "Klausurtagung mit Personaldebatte" vom 18. September, Kommentar "Schwäbisches Mittelmaß" vom 18. September, "Bauminister will Landrat werden" vom 17. September). Schwäbische Minister und Staatssekretäre kommen und gehen, werden gegangen oder gehen freiwillig, wie das Beispiel des Bauministers Hans Reichhart zeigt, der lieber Landrat als Minister sein möchte.

Der von der CSU zelebrierte innerbayerische Regionalproporz ist im Kern keine Folklore, sondern eine bitterernste Angelegenheit. Ein Blick auf Nürnberg und Augsburg belegt dies anschaulich. Seit der Nürnberger Markus Söder als Finanzminister beziehungsweise Ministerpräsident an den Schalthebeln der Macht sitzt, ergießt sich ein Füllhorn an staatlichen Wohltaten über Nürnberg: Ministerien werden angesiedelt, Neubauten für Museen und Konzertsäle errichtet, die Neugründung einer Universität geplant und hunderte von Millionen Euro wurden und werden in den Ausbau des Verkehrsinfrastruktur investiert. Augsburg, nach München und Nürnberg die drittgrößte Stadt Bayerns, dagegen wartet seit Jahren auf den CSU-Märchenprinzen, der die Stadt wachküsst und ihr beispielsweise ein Römisches Museum beschert, das den Namen Museum verdient. Nur zur Erinnerung: Augsburg war die Hauptstadt der römischen Provinz Rätien, die sich vom Neckar bis zum Inn erstreckte. Könnte sich Nürnberg mit diesem Titel schmücken, Nürnberg hätte längst ein Museum, das diese Epoche in der Geschichte Bayerns auf würdige Weise darstellt. Roland Sommer, Diedorf (bei Augsburg)

Fortschritt und Hilflosigkeit

Das Problem der Digitalisierung im Gesundheitswesen, das uns unser lieber Herr Spahn einbrocken und als Fortschritt verkaufen will, ist das gleiche wie bei der Digitalisierung allgemein ( "Wischen und lernen" und "Mit dem Handy einchecken", 9. Oktober): Zunehmende Hard- und Softwareabhängigkeit, ständig steigender Qualifikationsbedarf mit entsprechendem Verbrauch an physischen und psychischen Ressourcen, zunehmende Unsicherheit der Datenströme und hilfloses Ausgeliefertsein gegenüber dieser Entwicklung. Die "digitale Angst", die gerade auch von der Führungselite gerne als pathologische Angst statt als Realangst hingestellt wird, ist weit verbreitet, wird aber kaum auf den Begriff gebracht und auch nicht bewusst gemacht. Friedhelm Buchenhorst, Grafing

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SZ vom 14.10.2019
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