Süddeutsche Zeitung

Weitere Briefe:Der Blues um den Obazdn

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Beim Obazdn gärt was

Über die diktatorische Rezeptur der Milchindustrie habe ich mich sehr geärgert. Ich verstehe die Reaktionen der Gastronomie und besonders des Bräustüberls Weihenstephan. Was soll Frischkäse im Obazden ("Obazda oder õpàtztar", 14. September, und "So ein Käse", 3. August)? Frischkäse lädt nur zum "Bescheißen" ein. Vorschrift sollte sein, was im Rezept der - und jetzt wird's pikant - "Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft" schon 1971 zu lesen war. Die Zugabe von Paprika und Kümmel sollte freigestellt sein. Ich gebe fein geschnittene rote Zwiebel dazu (sind milder) mit dunklem Bier, wenn er am selben Tag garantiert aufgegessen wird. Sonst lege ich rote Zwiebelscheiben nur darüber wegen der Gärung und gebe das Bier beim nochmaligen Durchrühren dazu. Hier haben wieder "Brüssel-Bürokraten" zugeschlagen. Herbert Blum, Vaterstetten

Ois is Blues beim Stadtindianer

Vielen Dank für Folge 10 der SZ-Serie "Lieder der Stadt", "Nachtleben im Neonlicht" vom 13. September. Seit Mittwoch hören wir auf unserem Stroboskop-Oldie von National Panasonic die Willy-Michl-LPs durch, von "Wer is mei Wind" über das 76-er Album "Blues & Balladen" mit Dave Inker bis zum Doppelalbum "Ois is Blues". Schade, dass der Willy inzwischen auf den Stadtindianer reduziert wird, dem das Isarflimmern derartig den Kopf vernebelt hat, dass ihm nichts Neues mehr einfällt. Das hat er nicht verdient.

Mag sein, dass der Bahnhofsblues heutzutage nicht mehr politically correct ist, die Nachteulen sind ja inzwischen alle Models, die haben keine krummen Haxn mehr. Aber da wären ja noch das Haus am Niklassee, das Land Nepal, der Falk oder, nicht zuletzt, der Proteintango. Was der Altphilologiestudent Rolf Bengert beim Verfassen dieses genialen Textes geraucht hat, werden wir nicht mehr erfahren. Aber wir erinnern uns an den Horror-Charly, das Schwabinger Original mit den obszönen Zahnlücken. Im Herbst hat er sogar das Stadtviertel gewechselt und die Leopoldstraße verlassen. Da konnte man ihn mit einem Mikro auf der Wiesn treffen, als Anreißer bei der Geisterbahn.

Willy Michl zog damals durch die Kneipen in der Occamstraße, im Marienkäfer hatte er legendäre Auftritte. Die eine oder andere akustische Reminiszenz an die wilden Siebziger in München kann nicht schaden, auch das ist "Heimatsound". Und wenn wir schon beim Bayerischen Rundfunk sind: Spielt doch mal das Herbstlied von der "Ois is Blues"-LP. Würde gerade gut passen. Manfred Rauscher, Waakirchen

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SZ vom 20.09.2017
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