Süddeutsche Zeitung

Viertel-Stunde:Der Weg des Waldkämpfers

Lesezeit: 1 min

Seit 1965 erinnert eine kleine Straße an Wiguläus Hundt, einen vielseitigen bayerischen Rechtsgelehrten, Geschichtsschreiber und Politiker

Von Thomas Kronewiter

Es ist nicht unbedingt von Nachteil, dass manch altertümlicher Name in der modernen Welt nicht mehr wirklich gebräuchlich ist. Die Rede ist hier nicht von Gustav, Josephine oder Wilhelm - sondern vielmehr von - Wiguläus, auch Wiguleus, wörtlich als "Waldkämpfer" übersetzt. In der Rangliste der Beliebtheit deutscher Jungennamen rangiert Wiguläus auf Platz 46 690, wie man im heute nahezu allwissend wirkenden Internet ebenso nachlesen kann wie die Information, dass es je einen Namensträger in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben soll.

Wie aktuell diese Information der Seite www.baby-vornamen.de nun tatsächlich ist, mag hier nicht weiterverfolgt werden. Immerhin sorgt die Stadt München dafür, dass der im Mittelalter vermutlich aller Ehren werte Name nicht vollkommen in Vergessenheit gerät. Dies geschieht in Form eines kleinen Wegleins, dessen geringe Länge von 70 Metern einen nur unzureichenden Blick auf die Bedeutung seines Namenspaten wirft, berücksichtigte man nicht zugleich seine Lage: Er führt unmittelbar von der Pippinger Straße zum Schloss Blutenburg. Der Wiguläus-Hundt-Weg ist seit 1965 nach einem bayerischen Rechtsgelehrten, Geschichtsschreiber und Politiker benannt.

Am 26. Juli 1514 in Kaltenberg geboren, stammte Hundt aus dem Adelsgeschlecht der Hundt zu Lautterbach. Er ging in Augsburg zur Schule, studierte die Rechte in Ingolstadt an der Universität, wurde 1537 promoviert, übernahm eine Professur und avancierte nur zwei Jahre später zum Rektor der Universität. Hundt war dreimal verheiratet, zunächst mit Anna Kemper, die 1553 verstarb, mit Anastasia von Frauenberg hatte er elf Kinder, bevor sie 1569 ebenfalls verstarb, schließlich mit Franziska Ursula Zimprechts von Pienzenau auf Kernnat und Chunigunden (verstorben 1602). Wiguläus Hundt selbst lebte bis 1588.

Der vielseitige Adelige versah eine Reihe politischer Ämter. Unter anderem war er Mitglied des Hofrats in Nürnberg unter Wilhelm IV. von Bayern, Assessor am Reichskammergericht zu Speyer unter Kaiser Karl V., Regierungskanzler zu Landshut unter Albrecht V. von Bayern. Zur Belohnung seiner Verdienste um Kaiser und Reich avancierte er zum erblichen Hofpfalzgrafen. Ob ihm die 1568 von Kaiser Maximilian II. überreichte goldene Gnadenkette mehr bedeutet hätte als vier Jahrhunderte später die Münchner Wege-Benennung? Von der konnte der 1583 ernannte Geheime Rat natürlich zu Lebzeiten noch nichts wissen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5440752
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.