Süddeutsche Zeitung

Mord in der Messestadt:Polizei fahndet nach flüchtigem Ehemann

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Eine Frau will mit ihrer Familie in den Urlaub fahren. Als sie nach den zwei Wochen nicht wieder auftaucht, melden ihre Angehörigen sie als vermisst. Nun hat die Polizei die 47-Jährige entdeckt: tot in ihrer Wohnung. Von ihrem Mann und den beiden Kindern fehlt jede Spur.

Von Susi Wimmer

Die Polizei hat am Dienstagabend in einer Wohnung in der Messestadt Riem die Leiche einer 47-jährigen Frau entdeckt. Die Frau wurde nach Angaben der Polizei Opfer eines Gewaltverbrechens. Von ihrem 62-jährigen Ehemann sowie von ihren Kindern, einem dreijährigen Jungen und einem siebenjährigen Mädchen, fehlt jede Spur.

Aufgrund einer Vermisstenanzeige wurde die Münchner Polizei auf den Fall aufmerksam: Die vierköpfige Familie wollte wohl am 10. August zu einem Türkei-Urlaub aufbrechen. Als Angehörige auch nach dem angeblich 14-tägigen Urlaub immer noch kein Lebenszeichen von der Frau hatten und sie auf Anrufe nicht reagierte, erstatteten sie Anzeige bei der Polizei.

Am Dienstag gegen 20.30 Uhr entschlossen sich Polizei und Feuerwehr, die Türe der Erdgeschosswohnung in der Messestadt-Siedlung aufzubrechen. Sie fanden die Tote im Schlafzimmer. Bei der Untersuchung des Tatorts ergaben sich Anhaltspunkte auf einen gewaltsamen Tod. Dieser Verdachte konnte durch die im Institut für Rechtsmedizin der LMU München durchgeführte Obduktion bestätigt werden.

Es ist davon auszugehen, dass die Frau schon seit längerem tot war. Die Polizei geht außerdem davon aus, dass der Mord geplant war. Als die Feuerwehr die Wohnung aufbrach, waren die Rolläden geschlossen und die Türe mit einem Isoliergummi zugeklebt, damit der Verwesungsgeruch nicht nach draußen dringen konnte.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand bestehen an der Identität der Frau aus Marokko keine Zweifel. Eine abschließende Identifizierung stehe aber noch aus, teilte die Münchner Polizei am Mittag mit. Bei der Obduktion der Leiche habe sich bestätigt, dass die Frau gewaltsam ums Leben gekommen ist. Der Tatverdacht richtet sich gegen den 62-jährigen Ehemann.

Der Iraner lebt seit dem Jahr 2000 in Deutschland. Er und die Marokkanerin waren sieben Jahre lang verheiratet. Ersten Erkenntnissen zufolge war die Ehe der beiden Eltern allerdings zerrüttet. Zwar ist der selbstständige Sicherheitsmann nicht vorbestraft, aber es liegen zwei Anzeigen wegen häuslicher Gewalt gegen ihn vor. 2009 zeigte ihn die 47-Jährige zum ersten Mal an und suchte in einem Frauenhaus Schutz.

2013 erstattete sie erneut Anzeige, weil der Ehemann sie und die siebenjährige Tochter geschlagen haben soll. Allerdings zog die Frau ihre Anzeigen in beiden Fällen wenige Tage später zurück und machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Auch Nachbarn verdächtigen den Mann, Gewalt gegen Frau und Tochter angewendet zu haben.

Der Aufenthaltsort des Mannes ist derzeit unbekannt. Auch von den beiden Kindern fehlt jede Spur. Sein Auto soll der Mann bereits zuvor verkauft haben. Die Polizei hat eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet. Die Mordkommission München übernahm vor Ort die Ermittlungen.

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