Süddeutsche Zeitung

Unfälle:Kopfhörer im Straßenverkehr - Zwei Menschen schwer verletzt

Lesezeit: 2 min

Von Sarah Beham

Zwei Menschen sind in dieser Woche schwer verletzt worden, weil sie Kopfhörer trugen und so eine Straßenbahn und ein Auto nicht hören konnten. Erst zwei Wochen zuvor starb ein junges Mädchen, die durch ihre Kopfhörer eine Tram nicht hörte.

Wie sich die Unfälle zutrugen

Am Mittwochnachmittag ist ein 17-Jähriger an der Haltestelle Regina-Ullmann-Straße in Oberföhring auf die Gleise getreten, als die Tram bereits einfuhr. Die Haltestelle gilt für beide Richtungen der Trambahn und befindet sich in der Fahrbahnmitte. In dem Moment, als sich der Jugendliche von seinen Freunden verabschiedete, drehte er sich um und betrat das Gleis. Da er Kopfhörer trug, hörte er die Tram nicht. Wie die Polizei mitteilte, bremste der Fahrer zwar noch, konnte den Zusammenprall aber nicht mehr verhindern. Der Jugendliche wurde mit dem Kopf voran in den Wartebereich der Haltestelle geschleudert. Er kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. Nach Informationen der Polizei schwebte er nicht in Lebensgefahr. Auch der Tramfahrer kam zunächst in eine Klinik, weil er einen Schock erlitt.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist ein 23 Jahre alter Student aus München von einem Auto angefahren worden. Nach Angaben der Polizei war der Student gegen 0.55 Uhr an der Haltestelle Hohenzollernplatz aus einem Linienbus ausgestiegen, hatte Kopfhörer in beiden Ohren und hörte Musik. Er wollte hinter dem Bus die Straße überqueren und trug dabei dunkle Kleidung. Ein 29-jähriger Barkeeper übersah den Studenten wohl und erfasste ihn mit seinem Auto.

Der 29-Jährige war stadtauswärts auf der Hohenzollernstraße unterwegs und fuhr laut eigenen Angaben Tempo 50. "Generell darf man auf dieser Straße 50 fahren, aber bei einem haltenden Bus muss man langsamer fahren", sagt eine Polizeisprecherin. Der Student schleuderte auf die Straße und blieb schwer verletzt liegen. Er musste in ein Krankenhaus gebracht werden, wo er immer noch mit einem Schädelhirntrauma behandelt wird.

Was die Polizei rät

Die Polizei warnt nun, mit Kopfhörern, die an Handys oder anderen Geräten angeschlossen sind, im Straßenverkehr unterwegs zu sein. "Nicht selten sind Kopfhörer geräuschisolierend konstruiert", erläutert eine Sprecherin der Münchner Polizei. Musik zu hören beeinträchtige die Aufmerksamkeit und erhöhe so immens das Risiko von Unfällen.

Erst vor zwei Wochen war ein 15-jähriges Mädchen gestorben, als es die Landsberger Straße überqueren wollte. Bei Rot ging sie über die Ampel und hörte mit den Kopfhörern im Ohr auch das Warnsignal einer heranfahrenden Trambahn nicht. "Das Musikhören beeinträchtigt die Sinne - man braucht nicht nur offene Augen, sondern auch offene Ohren im Straßenverkehr", sagt die Sprecherin der Polizei.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2016
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