Süddeutsche Zeitung

Unerwünschter Gast:Sekte im Schloss

Lesezeit: 1 min

Die Moon-Bewegung mietet sich in Fürstenried ein - das Ordinariat ist nicht erfreut

Von Eva Casper

Die katholische Kirche wird am Wochenende einen eher unerwünschten Gast im Schloss Fürstenried, einem Exerzitienhaus der Erzdiözese München und Freising, beherbergen. Die dreitägige Veranstaltung "Verwirrung im westlichen Wertesystem und die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft" wird von der "Universal Peace Federation" organisiert, hinter der sich die Moon-Sekte verbirgt, wie Christoph Kappes, Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, bestätigt.

Laut Kappes waren die Verträge für die Vermietung der Räume vom Exerzitienhaus bereits geschlossen, als das Ordinariat davon erfuhr. "Wir begrüßen diese Veranstaltung nicht", so Kappes. Man werde die Vorgänge genau beobachten und in Zukunft die Richtlinien für die Vermietung von Seminarräumen überarbeiten.

Die christlich geprägte Moon-Sekte (auch Mun-Sekte) wurde Anfang der 1950er Jahre von dem Koreaner Sun Myung Moon gegründet, der von seinen Anhängern als der neue Messias gefeiert wird. Sie bezeichnet sich auch als "Vereinigungskirche" oder "Tongil-Gyo Vereinigungsbewegung". Von Südkorea breitete die Sekte sich über Japan bis in die USA und Europa aus. Bekannt wurde sie vor allem über ihre weltweit stattfindenden Massenhochzeiten. Moon verstarb 2012. Seine Witwe und Söhne führen nun die Sekte.

In der Kritik steht die Bewegung auch, weil sie immer wieder politisch aktiv zu werden versucht. Dies werde auch bei der geplanten Veranstaltung im Schloss Fürstenried deutlich, so Matthias Pöhlmann, Sektenexperte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. So soll es in Fürstenried dem Anschein nach vor allem um Familienpolitik und christliche Werte gehen. Die religiösen Überzeugungen der Organisationen, die dahinterstehen, würden laut Pöhlmann aber verdeckt. So sei die Universal Peace Federation eine Art Vorhof-Organisation der Moon-Sekte, um deren religiöse Ansichten zu verbreiten. Propagiert wird dabei vor allem ein traditionelles Familienbild der monogamen, kinderreichen und heterosexuellen Ehe. Das sogenannte Gender-Mainstreaming oder die homosexuelle Ehe lehnt die Sekte ab.

Robert Bentele von der Universal Peace Federation in München bezeichnet die Vorwürfe als "diffamierend und unwahr". Er betrachtet seine Organisation nicht als Sekte, sondern als Nichtregierungsorganisation, deren Auftrag der Kampf für den Weltfrieden sei.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2724122
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.11.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.