Süddeutsche Zeitung

Umzug der Brauerei geplant:Poker um Paulaner

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Noch braut Paulaner das Bier am Münchner Nockherberg. Doch die Eigentümer erwägen einen Umzug nach Langwied. In wenigen Wochen fällt die Entscheidung über eine Verlagerung.

Thomas Anlauf

In wenigen Wochen soll die Entscheidung fallen, wo künftig das Paulaner-Bier gebraut wird: Am Münchner Nockherberg oder in Langwied vor den Toren der Stadt. "Es gibt zwei Optionen: Entweder wir verlagern die gesamte Produktion nach Langwied oder wir lagern lediglich den Logistikbereich aus und bleiben mit der Produktion am angestammten Platz in der Au", hatte kürzlich Klaus Naeve, Vorstandsvorsitzender der Schörghuber-Gruppe, im SZ-Interview betont. Das Unternehmen hat laut Naeve "jetzt alle Argumente auf 300 Seiten zusammengefasst", man werde das mit dem Partner Heineken diskutieren. "Wir werden uns noch dieses Jahr entscheiden."

Doch was geschieht mit den frei werdenden Flächen, wenn die Traditionsbrauerei, die seit bald vier Jahrhunderten in der Au ansässig ist, ihre Zentrale ganz oder teilweise verlegt? Das Viertel wird sich massiv verändern, befürchten viele Lokalpolitiker. Denn das Gelände will die Schörghuber-Gruppe zum Teil selbst bebauen. Nach SZ-Informationen haben Architektur-Studenten im Auftrag der Bayerischen Hausbau schon eine mögliche Bebauung für das Gebiet unterhalb der Hochstraße untersucht. Der Bezirksausschuss Haidhausen-Au schlägt bereits Alarm: In einem Schreiben an Stadtbaurätin Elisabeth Merk fordert der Ausschuss unter der Vorsitzenden Adelheid Dietz-Will, Teile der Au als Entwicklungsgebiet nach Vorbild von Daglfing und Johanneskirchen auszuweisen. Doch seit Mai habe der Bezirksausschuss "keinerlei schriftliche Reaktion zu dem Antrag erhalten", schreibt Diez-Will in einem erneuten Antrag. Aus Gesprächen mit Stadtratsmitgliedern habe sie jedoch erfahren, dass das Planungsreferat in einem Entwicklungsgebiet "kein geeignetes Instrumentarium zur potentiellen Neuentwicklung des Paulaner-Geländes nach sozialverträglichen und nachhaltigen Zielen sieht".

Von dem 300-seitigen Papier der Schörghuber-Gruppe hatte Dietz-Will aus der SZ erfahren. Sie und ihr Ausschuss gehen davon aus, "dass das Planungsreferat hieran maßgeblich beteiligt gewesen ist". Aus Kreisen der Schörghuber-Gruppe ist allerdings zu hören, dass es sich bei dem Papier um eine rein interne Untersuchung handle. Auch im Planungsreferat heißt es, das Kompendium sei noch nicht bekannt. Selbst Paulaner-Geschäftsführer Andreas Steinfatt sagte der SZ, er selber kenne den Inhalt der Studie nicht.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2011
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