Süddeutsche Zeitung

Umstrittenes SPD-Plakat:Heftige Reaktion auf Reaktor-Plakat

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"Die CSU will Atomkraftwerke in Trudering & Ramersdorf": Das Wahlkplakat von SPD-Kandidat Markus Rinderspacher sorgt für Wirbel.

Berthold Neff

Wenn die CSU damit argumentiert, dass Atomkraft sauber ist und ihr stellvertretender Landesgruppenchef Christian Ruck in Berlin sogar den Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland fordert, werde man ja wohl fragen dürfen, wo die Schwarzen diese Reaktoren denn haben wollen - etwa gar in Ramersdorf? So argumentiert Markus Rinderspacher, der örtliche SPD-Kandidat für die Landtagswahl, dessen Atom-Plakat im Münchner Osten nun für Furore sorgt.

Er wolle damit, so Rinderspacher am Dienstag zur SZ, "die Doppelzüngigkeit der CSU entlarven". Die betone dauernd, wie sicher die Atomkraft sei, verweigere aber die Antwort, wo denn diese tollen Reaktoren stehen sollen.

Das SPD-Plakat mit dem Slogan "Die CSU plant neue Atomkraftwerke in Bayern" gibt es seit Anfang Juli. Dass die CSU nicht sagt, wo die neuen Reaktoren hin sollen, steht im Kleingedruckten.

Im Wahlkampf, so die Losung der Bayern-SPD, könnten die örtlichen Kandidaten das Plakat "lokal runterbrechen", worauf Rinderspacher "Bayern" durch "Ramersdorf" ersetzte. Die Augsburger SPD tat Ähnliches schon im August, die CSU protestierte prompt.

Zwar lässt sich CSU-Chef Erwin Huber gerne vor atomaren Kühltürmen fotografieren, aber wenn ein solcher Reaktor direkt vor der Haustür steht, hört selbst für die CSU der Spaß auf. Im heutigen Feriensenat will die CSU per Dringlichkeitsantrag erfahren, ob die Stadt ein solches Atomkraftwerk in München plant. "Die CSU jedenfalls nicht!", fügt Fraktionschef Josef Schmid vorsichtshalber hinzu. Rinderspacher räumt ein, dass dieses Plakat "polarisiert und emotionalisiert", freut sich aber über die CSU-Reaktion. Anfang August legte ihn die gerissene Achillessehne flach - und nun versetzt er mit einem einzigen Plakat die gesamte CSU in Aufruhr.

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Quelle:
SZ vom 10.09.2008
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