Süddeutsche Zeitung

Überfall auf Chopard-Filiale:Zwei Räuberbanden planten die gleiche Tat

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Von Christian Rost

Bei der Fahndung nach den Männern, die am 12. Februar 2014 das Juweliergeschäft Chopard in der Maximilianstraße ausgeraubt hatten, machte die Polizei einen Zufallsfang: Es gingen auch drei Verdächtige ins Netz, die zwar nicht direkt etwas mit dem spektakulären Raub zu tun hatten. Sie wollten aber, wie das Landgericht München I jetzt feststellte, ebenfalls die Chopard-Filiale überfallen - sie waren nur zu spät gekommen.

Wegen Verabredung zu einem Verbrechen wurden die Serben Marko T., 28, und Milos S., 26, schuldig gesprochen und zu Freiheitsstrafen von je zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Das Verfahren gegen ihren Komplizen Dejan A., ein 33 Jahre alter Kroate, wurde eingestellt, weil er wegen eines Raubüberfalls in Berlin ohnehin sechs Jahre in Haft muss.

Hintermänner haben Auftrag womöglich zweimal vergeben

Dass zwei Räuberbanden zur selben Zeit dasselbe Geschäft ins Visier nehmen, ist einmalig. Die Münchner Polizei geht davon aus, dass sowohl die eigentlichen Chopard-Räuber, die bereits zu langen Haftstrafen von bis zu siebeneinhalb Jahren verurteilt wurden, sowie das aktuell abgeurteilte Trio jeweils von Hintermännern in Serbien gesteuert wurden: Möglicherweise steckt die berüchtigte Pink-Panther-Organisation, die für Überfälle in mehr als 20 Ländern verantwortlich ist, hinter der Tat. In München kam die zweite Truppe nur deshalb nicht mehr zum Zug, weil ihre Kollegen schneller waren und Schmuck im Wert von 800 000 Euro erbeuteten. Einer der Täter konnte mit der Hälfte der Beute entkommen.

Rechtsanwalt Andreas Schwarzer, der Marko T. verteidigte, sagte, wenn die Polizei mit ihrer Annahme recht habe, dass alle Festgenommenen zur selben Bande gehörten, dann sei der Auftrag zum Überfall in München von den Hintermännern zweimal vergeben worden. Weshalb, darüber kann man nur spekulieren: Wollten die Drahtzieher mit doppeltem Einsatz sichergehen, dass der Überfall auch klappt? Oder haben die Planer geschlampt? Es sei jedenfalls ein Riesenzufall gewesen, dass die zweite Truppe sich ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt am Thomas-Wimmer-Ring aufgehalten habe, als nach den anderen Räubern in der Innenstadt fieberhaft gefahndet wurde, so Schwarzer weiter. Die drei verhinderten Räuber hätten letztlich "doppeltes Pech" gehabt.

Der Polizei war der BMW der Angeklagten aufgefallen, weil die tschechische Polizei ihren Münchner Kollegen kurz zuvor den Tipp gegeben hatte, ein solches Fahrzeug könnte zur Flucht nach einem Raubüberfall in München benutzt werden. Die Tschechen sollen diese Information aus Serbien zugespielt bekommen haben, wo sämtliche Fäden für den Überfall auf die Chopard-Filiale - den verhinderten und den tatsächlich ausgeführten - zusammenlaufen.

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Quelle:
SZ vom 22.04.2015
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