Süddeutsche Zeitung

Trauerfeier für Helmut Schmid:Abschied von einem "Vorzeige-Münchner"

Lesezeit: 2 min

Zahlreiche Weggefährten ehren den langjährigen Stadtrat und Lokalpolitiker, der am 8. November gestorben ist. Oberbürgermeister Dieter Reiter nennt ihn unter Tränen "meinen wichtigsten Wegbereiter".

Von Stephan Handel

Mit einem Trauermarsch zum Grab? Das wäre ganz bestimmt nicht in Helmut Schmids Sinn gewesen. Und so erklang, als die Sargträger gemessenen Schritts die Truderinger Pfarrkirche St. Peter und Paul verließen, ein schmissiger Konzertmarsch: "Liberalitas Bavariae", ihn hatte Franz Gerstbrein vor elf Jahren zum 65. Geburtstag des langjährigen Stadtrats geschrieben.

Helmut Schmid ist am 8. November im Alter von 76 Jahren gestorben. Und weil er 34 Jahre dem Stadtrat angehörte, zwölf Jahre im Amt des Wiesn-Stadtrats, weil er SPD-Fraktionschef war und Vorsitzender des Münchners DGB, wurde er mit einem städtischen Ehrenbegräbnis zu Grabe getragen. Nicht nur die SPD ehrte ihn: Zahlreiche Stadträte aller Fraktionen waren gekommen, der Alt-OB Christian Ude, Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, Paulaner-Chef Andreas Steinfatt, die ehemalige Münchner Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl, der frühere CSU-Kulturpolitiker Franz Forchheimer, fast die komplette Riege der Wiesn-Wirte und zahllose andere Wegbegleiter und Freunde.

Den Trauergottesdienst hielt Herbert Kellermann, 45 Jahre lang Pfarrer von Trudering und ein enger Freund Schmids. Ihm war in seiner Predigt Bewegung und Rührung deutlich anzumerken, als er Schmids Leben umriss, die Kindheit in Neuhausen, das Studium über den zweiten Bildungsweg, der Skiunfall im Jahr 1970 und das gebrochene Bein, das ihm allerdings die Frau an seiner Seite einbrachte: Während des zweimonatigen Aufenthalts im Harlachinger Krankenhaus lernte er Hedi kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete, zwei Jahre später wurde geheiratet.

"Grundlinie seines Wirkens war immer die Ehrlichkeit", sagte Pfarrer Kellermann. Das betonte auch Oberbürgermeister Dieter Reiter, der gleich zu Beginn seiner Würdigung ausrief: "Wir trauern um einen großen Münchner, einen Vorzeige-Münchner, einen wahrhaften Freund." Neben Schmids zahlreichen anderen Verdiensten würdigte Reiter besonders dessen Verbindung zum Oktoberfest: "Helmut Schmid wird als der Wiesn-Stadtrat in die Geschichte eingehen."

Bodenständig, ehrlich und überzeugend, dazu nie ein Ja-Sager, dennoch fähig zum Kompromiss - so habe Helmut Schmid über Jahrzehnte die Münchner Politik geprägt. Und prägt sie bis heute: Er war es, der dem damaligen Oberbürgermeister Christian Ude einen jungen Mann empfahl, der damals in der Stadtkämmerei arbeitete, ein gewisser Dieter Reiter. Ude machte ihn zu seinem Wirtschaftsreferenten und legte damit den Grundstein, für die politische Karriere seines späteren Nachfolgers. Als solcher sagte Reiter in seiner Trauerrede, Schmid sei sein wichtigster Wegbegleiter und -bereiter gewesen. Nach einem seiner ersten Gespräche mit ihm, so erinnerte er sich, habe er nur gedacht: Was für ein toller Typ.

Wie auch Pfarrer Kellermann musste Dieter Reiter gegen Ende seiner Rede mit den Tränen kämpfen. Zum Sarg seines Freundes gewandt, verabschiedete er sich schließlich mit den Worten: "Helmut - mach's gut."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5468636
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.